Dienstag, 26. März 2013
Umzug
Wahrscheinlich wird das hier eh keiner Lesen, aber falls sich entgegen aller Wahrscheinlichkeiten doch mal einer hierher verirrt haben sollte und der nicht sofort fluchtartig das Weite gesucht hat, hier mein neues Zuhause, das mir hoffentlich etwas mehr Gestaltungsmöglichkeiten lässt, auch ohne HTML-Studium...

http://unqualifiziert.blogspot.de/

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Samstag, 26. Januar 2013
Frauen!
Seit geraumer Zeit taucht in regelmäßigen Abständen das Thema Frau in den Medien auf. Hauptsächlich im Zusammenhang mit der Frauenquote und in diesen Tagen dank Herrn Brüderle und Twitter mit dem Hashtag "#Aufschrei" auch im Zuge einer Debatte über männlichen Sexismus.
Wie es aussieht leben wir in einer Welt, in der Frauen systematisch unterdrückt und am Weiterkommen gehindert werden oder es zumindest lange Zeit wurden.

Kommen wir also zum ersten Punkt, der Frauenquote. Wo man hinschaut wird allerorts nach einer Frauenquote gerufen, da es in der Wirtschaft ja eklatant zu wenige Frauen in Führungspositionen gibt und diese dort auch beträchtlich weniger verdienen, als ein vergleichbarer männlicher Kollege. Zumindest zum letzteren Punkt möchte ich auf die Seite www.unstatistik.de verweisen, welche vom Rheinisch Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung betrieben wird. Unter den Punkten "FDZ Ruhr am RWI" und "Unstatistik" wurde einmal kurz und knapp der Mythos unter die Lupe genommen, dass Frauen in der Regel 23% weniger verdienen als Männer. Zusammengefasst lautet die Aussage des Artikels, dass diese Zahl nicht der Wahrheit entspricht, da Frauen und Männer oftmals in unterschiedlichen Berufen tätig sind, sich ihre Arbeitszeiten unterscheiden und es oftmals auch Unterschiede in der Berufserfahrung gibt. Es würden also im Endeffekt Äpfel mit Birnen verglichen und somit die eigentlichen Unterschiede beim Versuch der Lösung des Problems außen vor gelassen.
Kommen wir zum ersten von mir genannten Punkt, den mangelnden Frauen in Führungspositionen. Diesen Punkt kann man in der Tat schwer abstreiten, allerdings (und das ist jetzt meine absolut subjektive, persönliche, männliche Meinung) wird auch hier übertrieben dramatisiert. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin absolut dafür, dass alle Personen gleich behandelt werden müssen, wenn es um Führungspositionen geht, aber dafür muss es auch einen entsprechenden Wettbewerb geben. Jede Frau, die den Anspruch hat eine leitende Rolle spielen zu wollen, sollte alles daran setzen dies auch zu tun und niemand hat das Recht, ihr dies aus geschlechtsspezifischen Gründen zu verwehren. Das gleiche gilt aber auch für den Mann. Und wenn zwei oder mehr Leute Anspruch auf eine Führungsstelle haben, dann sollte der- oder diejenige dafür herangezogen werden, der oder die die beste Qualifikation dafür aufbringt. Punkt. Für einen solchen Wettbewerb müssen aber erst einmal Frauen zur Verfügung stehen! Die Frage ist nämlich, ob Frauen wirklich genauso ticken wie Männer, wenn es darum geht eine höher dotierte Stelle zu bekommen. Ich bin der Meinung, dass dem nicht so ist. Um zu bewerten, woran dies im einzelnen liegt bin ich nicht qualifiziert genug, aber ich bin davon überzeugt, dass der prozentuale Anteil der Männer mit gehobenem Führungsanspruch innerhalb der Männer größer ist, als der äquivalente Anteil unter den Frauen. Entsprechend höher ist somit der Anteil an Männern in diesen Positionen. Erklärungsansätze könnten sein, dass Männer im Schnitt wettbewerbsorientierter als Frauen sind oder auch selbstbewusster an eine solche Möglichkeit herangehen. Ich meine gelesen zu haben, dass Frauen in diesen Situationen viel vorsichtiger und zurückhaltender sind als Männer, die, wenn es darum geht eine bestimmte Stelle zu bekommen, ganz anders auftreten. Auch so etwas beeinflusst das Männer und Frauen Verhältnis.
In diesen Fällen nun eine Quote einführen zu wollen halte somit für eine nicht unbedingt glückliche Lösung, die am eigentlichen Ziel vorbeigeht. Anstatt vermehrt und konsequent daraufhin zu arbeiten, dass die Gleichberechtigung gefördert wird, wird im Gegensatz sogar eine Ungleichbehandlung gefördert, da ja im Zweifelsfall eine Frau eingestellt werden muss, um die geforderte Quote einzuhalten, obwohl eventuell ein Mann besser qualifiziert gewesen wäre. Oft wird in diesem Zuge dann auch das Stigma der "Quotenfrau" hervorgeholt, welches nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist, sich meiner Meinung nach aber nicht verallgemeinern lässt. Ein Schritt in die richtige Richtung ist da die anonyme Bewerbung, bei der bis auf den Lebenslauf und die Qualifikation nichts über die Bewerber bekannt ist und diese somit weitestgehend aus objektiven Beweggründen zu einem weiterführenden Gespräch eingeladen werden.

Kommen wir nun zu dem zweiten Thema, welches mich zu diesem Blogeintrag bewogen hat und welches thematisch in dieselbe Richtung geht.
Vor kurzem hat sich eine Journalistin des Nachrichtenmagazins "Stern" zu Wort gemeldet und dem FDP-Politiker Rainer Brüderle vorgeworfen, er habe sie mit unangemessenen Bemerkungen bedrängt (http://www.stern.de/politik/deutschland/rainer-bruederle-der-spitze-kandidat-1959408.html). Sein Verhalten entspricht in etwa dem des peinlichen Onkels auf der Familienfeier, der nach ein paar Sekt alles und jeden mit einem anzüglichen Spruch kommentiert, was ansatzweise weibliche Geschlechtsmerkmale aufweist. Dies mag früher noch gesellschaftlich unbedenklich gewesen sein, in unsere heutige Zeit gehört so ein Verhalten definitiv nicht mehr. Allerdings sollten die Frauen, die von einem Verhalten dieser Art betroffen sind dem vermeintlichen "Charmeur" auch deutlich mitteilen, dass ebendieses in keinster Weise angemessen finden, im Zweifelsfall auch so, dass alle anderen es mitbekommen.
Diese Geschichte wiederum hat sich mehr oder weniger zum Selbstläufer entwickelt. Nun läuft gerade eine Debatte in den Medien, wie viel Sexismus im deutschen Alltag vorhanden ist und wie man ihm begegnen kann. So haben zwei Twitternutzerinnen den Hashtag "#Aufschrei" ins Leben gerufen, unter dem Frauen erzählen können, wie und wo sie in ihrem Alltag schon mit männlichem Sexismus konfrontiert gewesen sind. Es entsteht der Eindruck, als sei die gesamte Wirtschaftswelt nur von testosterongetriebenen wandelnden Potenzpanzern erfüllt, deren größter Spaß es ist, sich an die weibliche Belegschaft ranzumachen. Dem ist natürlich nicht so. Fakt ist, es gibt immer noch zu viele Männer "alter Schule", welche sich auf Grund ihrer Position einbilden, sie könnten sich Sachen erlauben, die eigentlich Tabu sein sollten. Fakt ist aber auch, dass der Begriff "Sexismus" bzw. die Definition einer "sexistischen Bemerkung" keineswegs so klar ist, wie in der Diskussion hier gerne vorausgesetzt wird. Während etwa bestimmte Berührungen oder eindeutige sexuelle Aussagen noch von einem Großteil der Leute als eindeutig sexistisch angesehen werden dürften, sieht es bei zweideutigen Aussagen, Blicken oder sonstigem anderen Verhalten wahrscheinlich weitaus differenzierter aus. Die Frage, was denn nun anzüglich, sexistisch oder gar beleidigend ist, ist im Alltag nämlich von Person zu Person unterschiedlich. Das gilt sowohl für den Sender, als auch den Empfänger der Aussage. Was der einen Dame die Schamesröte ins Gesicht treibt, ruft bei der anderen nur ein müdes Lächeln hervor. Gleichzeitig kann der eine Kollege, der ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Kolleginnen hat einen zweideutigen Spruch machen, der ihm in der nächsten Sekunde wieder verziehen wird, während ein anderer Kollege mit dem selben Spruch eindeutig zu weit gehen würde. Eine eindeutige, allgemeingültige Trennlinie gibt es nicht, zumindest in der, nennen wir sie einmal verbalen Grauzone. Alles darüber hinaus sollte im Grunde durch den Gesetzgeber geregelt sein. Befindet man sich also in dieser verbalen Grauzone, ist es sowohl für Frauen, als auch für Männer notwendig, Unterscheidungsvermögen anzuwenden. Männer sollten es sich zweimal überlegen, ob sie eine gewisse Bemerkung loslassen und Frauen sollten eindeutig klarmachen, dass sie eine solche Behandlung nicht hinnehmen werden. Denn letztendlich kann nur jeder für sich selbst die Trennlinie festlegen und muss dann auch stark genug sein, diese anderen gegenüber zu verteidigen.
Ein weiterer, nicht ganz abzustreitender Punkt ist die Tatsache, dass Frauen ja nicht ausschließlich die Opfer sind, wenn es um anzügliche Kommentare und dergleichen geht. Oft genug müssen sich Männer, welche in einer Frauengruppe arbeiten, mindestens genauso zweideutige Bemerkungen, Popoklapser oder ähnliches gefallen lassen. Aber auch hier gilt, was ich zuvor schon geschrieben habe. Wer seine persönliche Trennlinie nicht klar definiert, darf sich nicht sofort verletzt fühlen, wenn diese überschritten wird. Wie heißt es doch so schön, sprechenden Menschen kann geholfen werden. Und nein, dies ist kein Freifahrtsschein für die Leute, die meinen, dass man nach vorne preschen kann, solange man nicht weiß, woran man beim anderen ist, denn so viel soziales Einfühlungsvermögen sollte man dann doch schon mitbringen, dass man einschätzen kann, wie weit man bei bestimmten Personen gehen darf.
Hinzu kommt, dass das Problem des Sexismus im Alltag bzw. am Arbeitsplatz auch nicht verallgemeinert werden darf. Beispielsweise kann ich mir vorstellen, dass ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin einer Firma, die generell eine sehr durchmischte Belegschaft hat (junge und alte Mitarbeiter, Männer und Frauen) weitaus weniger Probleme hat, als etwa eine Person, die sich in einer gegensätzlichen homogenen Gruppe durchsetzen muss (Journalistin unter Politikern, Pfleger unter Krankenschwestern etc.). Hinzu kommt ein stark ausgeprägtes hierarchisches Denken, welches unangemessene Äußerungen begünstigt. Schließlich ist ein sexistischer Kommentar in letzter Konsequenz immer auch eine Abwertung des Gegenübers.

Was ist also die Quintessenz des Ganzen? Gleichberechtigung ist ein entscheidender Faktor. Sowohl bei der Karriereentwicklung, als auch im alltäglichen Miteinander. Erst wenn man sein Gegenüber als gleichwertig betrachtet, kann man die Person mit dem nötigen Respekt behandeln, den sie verdient.

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Montag, 30. Juli 2012
Das Biotop Fitnessstudio
Dank einer Welt, in der das Laufen von A nach B als Rückschritt erachtet wird (pun intended), muss der moderne Mensch anderweitig nach körperlicher Ertüchtigung Ausschau halten. Nicht selten landet er dabei in Etablissements, die sich Fitnessstudio (danke für dieses orthografische Kleinod, liebe Rechtschreibreform) oder umgangssprachlich auch Muckibude schimpfen.
Hat man die Hürde der Anmeldung überwunden, so stellt sich im Laufe der nächsten Besuche heraus, zu welchem Besuchertyp man gehört. Diese stellen sich wie folgt dar:

Der Normalo
Der Normalo ist langweilig. Er kommt regelmäßig, ist freundlich zu allen und zieht seinen Trainingsplan durch. Sein Handy benutzt er beim Training als MP3-Player.

Der Gewissensgetriebene
Der Gewissensgetriebene kommt nur sehr unregelmäßig. Jedes Mal, wenn er kommt kriegt er von der aufgebrezelten Tussi am Eingang den Anmeldebogen hingehalten, weil seine Intervalle größer sind, als die durchschnittliche Laufbahn der Anmeldedamen in dem Laden. Er kommt, weil er vor einem Monat ausversehen seitlich zum Spiegel stand und entsetzt den Tumor entdeckt hat, der sich da unbemerkt zwischen Brust und Hüfte entwickelt hat. Auch er benutzt sein Handy ausschließlich zum Hören von ABBA, Queen und Boney M. Nach drei Wochen ist er auch schon wieder weg. Der Gewissensgetriebene, nicht der Tumor…

Der Alteingesessene
Der Alteingesessene kommt rein und begrüßt jeden mit Handschlag, einfach weil er wirklich jeden kennt (auch den Gewissensgetriebenen und das will was heißen). Er hat mindestens 50 Lenze auf dem Buckel und geht schon seit 30 Jahren in den Laden (auch wenn der erst vor 15 Jahren aufgemacht hat). Für sein Alter hat er eine ordentliche Figur und hält noch immer mit den Jungspunden mit, die sich um ihn scharen, während er von damals erzählt. Der Alteingesessene braucht keine Musik zum trainieren, aber sein Handy hat er trotzdem dabei, falls die Frau oder die Kinder anrufen.

Das Tier
Das Tier lebt quasi im Fitnessstudio. Wenn es reinkommt, wird die gesamte Belegschaft erst einmal mit einem zärtlichen „FICKÖÖÖÖN!“ begrüßt. Anschließend wird sich beim Warmmachen quer durch den ganzen Laden zugebrüllt, wie geil das letzte Wochenende doch war und wieviele Kilos man beim letzten Mal doch tatsächlich gedrückt hat. Während des Trainings stößt das Tier meist Urschreie aus, die selbst gestandene Neandertaler in die Flucht getrieben hätten. Rein optisch ist das Tier ca. 2,50 hoch und 1,80 breit, trägt ein tief ausgeschnittenes Muskelshirt und arbeitet entweder als Mechaniker, im Lager oder aufm Bau. Sein Handy hat er immer dabei, kann ja sein das jemand genau jetzt durchs Telefon angebrüllt werden möchte. Das ist aber nichts im Vergleich zu

Der Poser
Der Poser ist ein Phänomen. Er ist eigentlich immer da, er sieht auch halbwegs trainiert aus, aber man sieht ihn nie dabei! Er ist überall, quatscht mit jedem und hat ständig sein Handy in der Hand, weil er schreibt, liest, surft oder telefoniert. Sein Standardsatz ist „Jaa nä, kann grad nisch, bin im Fitnßschdudjo. Rufmisch später nochma an, kay?“ Oft sieht man ihn auch mit dem Tier und dem Alteingesessenen zusammenstehen und diskutieren, wieviel das Tier beim nächsten Mal auf die Stange packen soll.

Die Jungspunde
Die Jungspunde haben sich erst vor kurzem unter der Angabe von Muttis Sparkassenkonto in dem Studio angemeldet, weil sie festgestellt haben, dass Muskeln, im Gegensatz zu den Haaren in bestimmten Körperregionen, nicht einfach von so kommen. Sie sind vor allem am Anfang sehr fleißig und präsentieren stolz die ersten Erfolge vor dem Spiegel. Mit der Zeit legt sich dieser Eifer, dafür nimmt man sich jetzt eher Zeit für die Tipps vom Alteingessenen. Ihre Handys benötigen sie, um Fotos von sich und ihrem Fortschritt zu machen, möglichst mit nacktem Oberkörper vor einem Spiegel. Irgendwie gelangen diese Fotos dann auf Witzeseiten im Internet und werden schließlich auf Facebook verbreitet.

„Frauen“
Gerüchtehalber habe ich davon gehört, dass auch vereinzelt Frauen in Fitnessstudios gesichtet worden sein sollen. Ich persönlich glaube aber eher, dass es sich dabei um eine Ungenauigkeit in der Beschreibung handelt. Ja es gibt Frauen in Fitnessstudios, aber wenn, dann nur in zusammengepferchter Form in abgeschlossenen Räumen. Dort werden sie dann mit immer neuen Beschäftigungstherapien von den überflüssigen Pfunden befreit. War es früher noch Aerobic, heißt es heute Spinning, Pilates oder Zumba. Naja, Twix hieß ja früher auch mal Raider… Die Frauen brauchen keine Handys beim Sport, schließlich gehen sie ja mit ihrer besten Freundin dahin und quatschen sich Kottelets für ne ganze Fußballmannschaft plus Trainer und Betreuerstab an die Backen.

Es muss erwähnt werden, dass es durchaus auch Mischformen der einzelnen Kategorien gibt und einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich auch nicht. Aber im Großen und Ganzen wird die Klientel eines Fitnessstudios damit schon treffend beschrieben.

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Montag, 2. Juli 2012
Ich mag Tiere
Ich mag Tiere. In den verschiedensten Variationen: gekocht, gebraten, frittiert, gegrillt und was auch immer. Und ja, ich bin mir bewusst, dass diese Tiere vorher dafür sterben mussten. Wäre auch blöd, sonst würden die beim Zubereiten immer wieder abhauen…
Spätestens hier werden manche Leute Schnappatmung bekommen, denn wie kann der Mensch es bloß mit seinem Gewissen vereinbaren, dass ein unschuldiges Lebewesen für das eigene Wohl sein Leben lassen muss?
Nun ja, der Schlüssel liegt in zwei Worten: seinem Gewissen. Ich für meinen Teil sehe kein Problem darin, dass Tiere wegen Leuten wie mir geschlachtet werden. Ich akzeptiere auf der anderen Seite aber auch die Leute, die sagen, dass sie dies nicht wollen, da dies ihr ureigenstes Recht ist. Wenn dies nun alles wäre, würde ich diesen Kommentar hier bestimmt nicht schreiben, also was genau ist mein Problem?
Mein Problem sind die Vegetarier (oder deren Steigerungsform die Veganer), die missionarisch ihre Ansichten jedem ins Gesicht drücken müssen, der es nicht sehen oder hören will. Und das sage ich nicht, weil ich diese wunderschönen Bilder, Berichte oder sonst was nicht sehen und weiter in meiner heilen Fleischwelt leben will. Sondern weil es einfach nervt! Ja, ich weiß, dass das Schlachten von Tieren keine schöne Angelegenheit ist und wenn Tiere unter erbärmlichen Umständen gemästet werden finde auch ich das nicht gut. Aber wenn man mir dies immer und immer wieder mit der vor Moral nur so triefenden Keule vor den Kopf knallt, dann steigert dies nicht zwangsläufig meine Aufmerksamkeit zu diesem Thema, sondern ich stumpfe im Gegenteil ab. Hinzu kommen dann so pseudo-schockierende Bilder, auf denen dann z.B. ein Haufen Knochenreste zu sehen ist, mit dem Kommentar „viel Spaß bei euren Gummibärchen“. Ja, danke, werde ich haben! Spätestens seit dem BSE-Ausbruch ist doch bekannt, dass Gelatine aus Knochenresten besteht, warum sollte mich jetzt also ein Bild davon erschüttern?
Ich für meinen Teil wäre sogar bereit, mehr für Fleisch zu bezahlen, wenn dadurch sichergestellt ist, dass die Haltung und Schlachtung der Tiere unter entsprechenden, vorher definierten Bedingungen abgelaufen ist.
Andererseits bin ich auch nur ein Mensch. Ich habe keinen „Metzger meines Vertrauens“ um die Ecke und mal eben in die Kühltheke vom Supermarkt zu greifen ist eine sehr verlockende Möglichkeit. Da gebe ich offen zu, sehe ich bei mir Verbesserungsbedarf.
Aber man muss sich auch vor Augen halten, dass es mir finanziell nicht unbedingt schlecht geht. Doch wie sieht es bei anderen aus? Viele Menschen hätten wahrscheinlich ein größeres Problem damit, wenn sie auf einmal mehr für ihr Essen ausgeben müssten, zumal ich mir auch nicht wirklich sicher bin, ob der Verzicht auf Fleisch bzw. tierische Produkte nicht sogar noch teurer würde.
Ein ganz anderer Aspekt ist die Gesundheit, insbesondere bei Verfechtern der veganen Lebensweise. Ich verzichte hier und jetzt erst einmal auf solche Pauschalaussagen nach dem Motto „Veganismus erzeugt Mangelernährung und macht (langfristig) krank“. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet und genauso, wie der Fleischesser bestimmt irgendwo Studien finden kann, die dies bestätigen (das mit dem Krankmachen, nicht, dass ich kein Experte bin ;-) ), so kann der Veganer dies für seine Sichtweise ebenso tun. So wie ich es aber verstehe, ist es nicht damit getan, darauf zu achten, was ich (nicht) esse, da z.B. Vitamin B12 oder Calcium hauptsächlich über tierische Erzeugnisse aufgenommen werden und dem Körper somit gezielt zusätzlich zugeführt werden muss. Wie es aussieht, wird gerade aus diesem Grund unter bestimmten Umständen von einer veganen Lebensweise abgeraten (Schwangerschaft, Stillzeit, Wachstumsphase, Alter…). Es ist also nicht alles Gold, was glänzt.
Letztenendes ist die Frage, ob ich Fleisch esse oder nicht also eine ganz persönliche Entscheidung (ja, auch wenn die Tiere vorher nicht gefragt werden, ob sie gegessen werden wollen. Aber das Leben ist nunmal kein Ponyhof). Nur weil ich mich moralisch im Vorteil wäge, muss ich andere noch lange nicht mit meiner persönlichen Meinung belästigen bzw. ständig diese Weltverbessererattitüde raushängen lassen.
Das wiederum soll nicht heißen, dass Themen wie Tierhaltung, gesündere Ernährung etc. totgeschwiegen werden sollen, aber kann man nicht einen entsprechenden Rahmen dafür schaffen und dies tun? Vielleicht würde ich mich dann auch mal wirklich mit dem Thema befassen und unter Umständen die eine oder andere Konsequenz daraus ziehen, aber solange ich Veganer mit Nervensägen gleichsetze, wird dies wohl nicht passieren.

P.S.: Es hat schon was leicht ironisches, wenn ich im Internet von veganen Mettigeln lese oder ich veganes Chili „con“ (bzw. in dem Fall dann „sin“) Carne vorgesetzt bekomme ;)

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Sonntag, 8. April 2012
Der Seitenbacher-Terror oder wie ich zum Müsli-Hulk wurde
Ich habe Angst! Ich gebe es zu. Ich habe Angst, morgens mein Radio anzuschalten. Denn ER könnte wieder da sein… ER… Der Seitenbacher Schwabe! Gerade noch hat irgendein austauschbares Pop-Produkt mich im wohligen Wachkoma auf den Weg zum Kühlschrank begleitet, da schallt es aus dem kleinen Kasten zu mir herüber: HAAA JOOO, WEISCHT WASCH, SEIDENBACHER, MUSCHT PROBIERE SEIDENBACHER, ISCH GUT FÜR DIE VERDAUUNG, SEIDENBACHER!!!!!!
Und schon ists vorbei mit dem wohligen Wachkoma. Diese gebündelte Penetranz, mit der dieses „SEIDENBACHER“ quasi wie mit einem Feuerwehrschlauch in meine Gehörgange gepresst wird, lässt mich nicht nur wach werden… Nein! Ich bin nicht nur wach, ich bin auch sofort aggressiv! Zum Glück begegne ich um diese Uhrzeit in der Regel niemandem in meiner Küche, denn es drängen sich unweigerlich Bilder vor mein inneres Auge, wenn ich diesen Schwabmaten morgens höre… Bilder, die nicht gesund sein können. Das eine Bild ist ein gefesselter und geknebelter Schwabe, der in einer verlassenen Lagerhalle sitzt, vor ihm ein Tisch mit 100 Tüten Seitenbacher Müsli. Und ich zwinge ihn alles aufzuessen (natürlich, nachdem ich ihm den Knebel abgenommen habe) und dann frag ich ihn, ob das wirklich immer noch so gesund für seine Verdauung ist, doch er kann mir nicht mehr antworten, denn er ist unter einem Haufen Seitenbacher erstickt… Die anderen Bilder sind recht unterschiedlich, sie reichen von verprügeln über würgen und überfahren bis von einem Hochhaus schmeißen…
Ich sagte ja, diese Bilder sind nicht gesund… Aber andererseits sind sie bestimmt gerechtfertigt. Niemand macht so eine Werbung, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein. Wahrscheinlich haben sich die Macher dieses Spots gefragt, wie man es schaffen kann, dass die Radiohörer Notiz von der Werbung nehmen und nicht über sie hinweghören, wie bei dem ganzen anderen Scheiß, der da tagtäglich läuft. Sowas geht halt nur über Emotionen, nur sollte man sich vorher Gedanken darüber machen, welche Emotionen man da wecken will. Sicher, dieses Dreckszeug hat sich in mein Gedächtnis gebrannt, aber will ich wirklich ein Produkt kaufen, das mich aggressiv macht, sobald ich auch nur seinen Namen höre und drohe jedem an die Kehle zu springen, der es auch nur wagt, dieses Wort in meiner Anwesenheit über die Lippen zu bringen? Seitenbacher ist für mich also im Grunde das, was Aufregung für den Hulk ist, so siehts aus.
Inzwischen habe ich mir eine Fernöstliche Meditationstechnik angeeignet, die mich nicht mehr explodieren lässt, wenn ich irgendwo den Namen Seitenbacher lese oder höre und das Radio versuche ich auch weitestgehend zu vermeiden, denn alle bisherigen Versuche, mich auch beim Anhören des Werbespots unter Kontrolle zu halten sind bisher gescheitert. Das ist auch der Grund dafür, dass ich in meinem Keller gerade an einem revolutionären Gerät arbeite. Sollte es eines Tages funktionieren, wäre es in der Lage innerhalb von Millisekunden einen Seitenbacher-Spot zu erkennen und ihn akustisch mit dem Geräusch eines auf offener Flamme garenden Hamburgers zu überlagern. Wünscht mir Glück, denn sollte ich scheitern und Seitenbacher seine Spots nicht einstellen, wird irgendwann der Tag kommen, an dem ich ihm nicht entrinnen kann… Und dann meine Freunde, dann gnade euch Gott!

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Samstag, 11. Februar 2012
Dokumentierte Realität
Wenn man sich die deutsche Fernsehlandschaft einmal etwas genauer ansieht, so muss dem geneigten Betrachter eigentlich auffallen, dass einem dort eine sehr merkwürde Realität vor die Nase gesetzt wird.
Alles fing mit den Richtershows an, welche ja nun schon wieder kurz vor der medialen Ausrottung stehen. Richterin Barbara Salesch, Richter Alexander Hold, das Familiengericht, das Jugendgericht, Hauptgericht, Nachspeise, alles wurde auf die Zuschauer losgelassen. Erst jetzt wurde der breiten Bevölkerung bewusst, wie hochdramatisch es in deutschen Gerichten zuging. Täglich klagen von Säure verätzte Models ihr Recht ein, werden brutale osteuropäische Zuhälter verurteilt und der Freak von nebenan eines hinterhältigen Anschlags überführt.
Darauf folgten dann die Spin-Offs à la Lenßen und Partner und diverse Polizeiformate welche dann mit den Gerichtsshows ein magisches, sich selbst wiederverwertendes Dreieck bildeten. Dass man diese Sendungen dann doch sehr schnell als gescriptet, wie man heute so gerne sagt, entlarven konnte, lag ausschließlich an der schon für Seifenoperverhältnisse schlechten schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten (mal ganz abgesehen von der zunehmenden Absurdität der Fälle).

Dieses Prinzip der inszenierten Realität wurde dann auch freudestrahlend im Talkshowsegment aufgenommen. Anscheinend hatte man inzwischen auch die allerletzten echten Freaks ausgegraben und vor die Kamera gezerrt und festgestellt, dass die Unfähigkeit einen geraden deutschen Satz herauszubringen nicht mehr wirklich das beste Mittel ist, um Erfolg zu haben. Einzig die werte Britt hält mit ihrer „Isch hatte zu den Zeit Zecks mit drei Männer un getz uaiß isch nisch, uär von beide der Vatta is“ Sendung die Fahne der klassischen Talkshow hoch. Doch die gescriptete Konkurrenz schläft nicht. Um das magische Gerichtsdreieck noch weiter auszuschlachten wurden die Figuren zur Problembewältigung dann entweder zu Dr. Verena Breitenbach (Klientel 16-25 Jahre) oder Angelika Kallwass (ab 25 Jahren) geschickt, die dann psychologisch wertvoll dafür gesorgt haben, dass der aufmüpfige Marvin endlich einsieht, dass er seine unterdrückten homosexuellen Gefühle nicht durch Gewalt an den Barbiepuppen seiner kleinen Schwester auslassen darf oder dass Horst endlich damit klarkommt, dass seine nymphomane Frau gar nicht anders kann, als mit jedem Kerl in die Kiste zu steigen, der ihr über den Weg läuft.

Aber das war ja im Grunde nur die Spitze des Eisberges der deutschen Gesellschaft. Also dachte man sich schnell den Marketingspruch „Nichts ist spannender als das wahre Leben“ aus und ließ ein neues Monster auf die Fernsehzuschauer los: „Mitten im Leben“ mit samt seinen Klonen zeigte die ganz normale Realität hinter deutschen Wohnungstüren. Interessant, dann empfängt halb Deutschland also Hartz IV, trägt Ed Hardy und das Inzuchtverbot wurde schon vor langem aufgehoben. Außerdem sind die Deutschen wohl rein genetisch nicht in der Lage im Urlaub treu zu bleiben und haben das Studium der Gebrauchsanleitung ihrer Verhütungsmittel nach einer Woche verzweifelt aufgegeben.

Demgegenüber stehen dann die Sender, die tatsächlich noch Dokumentationen zeigen möchten, die mit dem „Alltag“ der Deutschen nicht unbedingt etwas zu tun haben. Früher ist ein Heinz Sielmann noch mit seiner Kamera in den Jeep gestiegen und hat sich unter Afrikas Wildtierherden gemischt um uns die Welt näher zu bringen. Heute gibt’s das Internet, auf Knopfdruck und sofort. Wie kann man also die Menschen zum Zuschauen bewegen?
Dazu gibt es zwei Ansätze. Der erste ist relativ kostengünstig, spart man sich doch die ganze Weltreiserei und den ganzen Stress, wenn man einfach sämtliche Zoos in Deutschland abklappert und das Emotionszentrum im menschlichen Gehirn mit Bildern von süßen kleinen Knuddeltieren und dramatischen Lebensrettungsversuchen von Tierärzten stimuliert. Das mit den Tierärzten ist eh sehr schlau, denn welches kleine Mädchen zwischen 7 und 14 will nicht Tierärztin werden? Das Publikum ist somit eindeutig definiert und besitzt in der Regel XX-Chromosomen.
Der zweite Ansatz geht in die entgegengesetzte Richtung und richtet sich somit an das männliche Geschlecht. Dort muss es in der Regel spektakulär zugehen. Dabei zeichnen sich drei grundlegende Richtungen ab, nämlich Technik und Wissenschaft, Überleben und Essen. Drei Sachen, die Männer als ihre ureigensten Stammgebiete ansehen.
Eine typische Reportage der ersten Kategorie wäre dann zum Beispiel “Wie sieht die Welt in 1000 Jahren ohne den Menschen nach einem Alienangriff auf einem Flugzeugträger nach einem Kometeneinschlag aus, wenn ein Velociraptor schneller als das Auge gegen einen Säbelzahntiger kämpft?“ Die Macher dieser Sendungen suchen offensichtlich gezielt nach Themen, die absolut keine Relevanz für Ottonormalzuschauer haben, sich aber spektakulär anhören und von irgendwelchen Experten (meistens Professoren von Universitäten aus aller Welt) mit Fakten unterfüttert werden. Sofern man von Fakten sprechen kann, wenn man über einen hypothetischen Alienangriff, eine Erde, die von jetzt auf gleich vom Menschen entvölkert ist oder den Ausgang eines Kampfes zwischen einem Velociraptor und einem Säbelzahntiger referiert (zwei dieser Themen habe ich tatsächlich schon im Fernsehen gesehen!).
Die zweite Kategorie geht wieder zurück zur Natur und zwar im wörtlichen Sinne. Ein oder zwei Menschen begeben sich in die entferntesten Winkel dieser Erde und zeigen, wie man dort überleben kann. Meister aller Klassen ist für mich in dieser Kategorie Bear Grylls, ehemaliger britischer Elitesoldat, der einfach alles kann. Er kann auf alles klettern, er kann alles aushalten, er kann alles essen und er kann überall schlafen. Wie man sehen kann, ist er damit zusehends in größerer Gesellschaft. Inzwischen lassen sich sogar schon Hippies und Ehepaare auf ihren Überlebenstrips filmen. Wobei man anmerken muss, dass auch hier die Realität ein wenig zurecht gebogen wird (natürlich nur, um dem Zuschauer noch besser veranschaulichen zu können, wie man überlebt). So war es doch schon ein sehr großer Zufall, als z.B. Bear Grylls sich durch den amerikanischen Westen gekämpft hat, eine Eisenbahnbrücke hochgeklettert ist und schließlich in letzter Sekunde aus einem Eisenbahntunnel herausgesprungen ist, bevor er von einem Zug fast überrollt wurde.
Die dritte Kategorie klingt dagegen schon fast langweilig. Ein Typ wird dabei gefilmt, wie er um die Welt fliegt und isst. Spannend wird das Ganze aber, wenn die Sachen, die er aufgetischt bekommt einer Dschungelprüfung alle Ehre machen würden. Dies ist zwar nicht immer der Fall, aber gerade diese Szenen machen den Reiz aus. Besondere Highlights, an die ich mich erinnere, wären da zum Beispiel diverse Augen, Hoden oder der verrottete Anus eines Wildschweins. Interessant ist auch, dass vieles, was der gewöhnliche, kulturell eher westlich zuzuordnende Zuschauer als exotisch ansehen würde im Zweifelsfall nach nichts oder nach Hähnchen schmecken soll.

Natürlich gibt es im deutschen Fernsehen auch noch andere Dokumentationen (Themenschwerpunkte Antike, Bibel, Ordnungshüter, 2. Weltkrieg und Hitlers Architekten, Frauen, Angestellte, Haustiere, Fensterputzer und Untermieter). Die laufen dann, wenn man die anderen Dokus nicht mehr zeigen kann, weil der Zuschauer nach der fünften Wiederholung inzwischen begriffen hat, dass ein Velociraptor auf einem Flugzeugträger nach einem Kometenangriff gegen ein Alien gewinnen würde, wenn es den Menschen seit 1000 Jahren nicht mehr gäbe.

Zum Schluss bleibt zu sagen, dass jeder die Realität geboten bekommt, die er verdient. Wer mittags Mitten im Leben guckt hat nämlich ganz andere Sorgen als derjenige, der abends bei einem Raupen kauenden Engländer im indonesischen Dschungel einschläft.

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Freitag, 30. Dezember 2011
zwei-null-eins-eins
So, endlich sind die ganzen Rückblicke auf das Jahr 2011 im Fernsehen durch. Fast hätte ich ja auch vergessen, dass der werte Herr von und zu Guttenberg das fleischgewordene Synonym für Strg+C geworden ist. Oder dass in Japan durch ein Erdbeben mit anschließendem Tsunami 16.000 Menschen gestorben sind. Ach ja, und dass anschließend Fukushima in die Luft geflogen ist. Oder dass wird kurz vor der Ausrottung durch EHEC standen. Oder dass dieser irre Norweger unzählige Menschen einfach niedergemetzelt hat. Oder dass wir seit diesem Jahr urplötzlich braunem Terror ausgesetzt sind. Oder dass die Euro-Zone kurz vor dem finanziellen Kollaps steht, wenn sich unsere auf Entscheidungsfreude konditionierten Politiker, nicht mal bald auf eine konsequente Maßnahme einigen können.
Aber hey, es gab auch gute Seiten. Vollkommen überraschend darf S21 gebaut werden, weil die ganzen Wutbürger aus allen Schichten der Gesellschaft auf einmal doch nicht den Willen aller Baden Württemberger repräsentiert haben. Außerdem kann Arabien anscheinend auch Demokratie ohne die Initialzündung des amerikanischen Militärs. Das wiederum hat es dieses Jahr dafür endlich geschafft, dass sich unsere Kanzlerin bei dem ganzen Euro-Chaos mal wieder freuen kann, weil endlich der dusselige Bin Laden zur Strecke gebracht worden ist. Zu guter Letzt ziehen sich die amerikanischen Streitkräfte auch noch aus dem Irak zurück und Kim Jong Il gibt von sich aus den Löffel ab. Gut, Kim Jong Un scheint keinen Deut besser zu sein, aber einer weniger ist einer weniger... Und die Bayern sind nicht Meister geworden!

Auf ein spannendes 2012...

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Samstag, 6. August 2011
3.000 Euro oder die Frage "Was ist gerecht?"
Der Kindermörder Magnus Gäfgen hat sich eine Entschädigung von 3.000 Euro erstritten, weil ihm während des Verhörs von den Polizisten physische Gewalt angedroht wurde, wenn er nicht den Aufenthaltsort des von ihm ermordeten Jungen verrät.
Dies sind die nüchternen Fakten. Doch daraus entsteht nun deutschlandweit eine Welle der Empörung. Wie kann es schließlich sein, dass ein Mann, der einen kleinen Jungen entführt und tötet dafür auch noch 3.000 Euro bekommt? In diesem Land kann doch etwas nicht stimmen!
Ich sage: Doch, gerade weil Magnus Gäfgen die 3.000 Euro zugesprochen bekommen hat, stimmt es in diesem Land! Nicht, weil ich es in irgendeiner Weise gutheiße, was er getan hat. Sondern weil es beweist, dass unser Rechtsstaat funktioniert, der sich nunmal gewissen Regeln und Gesetzen zu unterwerfen hat. Dass diese Regeln und Gesetze nicht immer dem entsprechen, was wir als "gerecht" empfinden ist ein Fakt, den wir hinnehmen müssen, wenn wir ein transparentes und verlässliches Rechtssystem unser eigen nennen wollen.
Das klingt jetzt alles schön und gut, aber was soll das bedeuten?
Zum Einen bedeutet es, dass jeder Mensch in Deutschland dieselben Rechte hat! Auch ein des Mordes verdächtigter oder überführter Mann! Auch er hat das Recht, dass seine Würde unangetastet bleibt, "mag er sich auch in noch so schwerer und unerträglicher Weise gegen die Werteordnung der Verfassung vergangen haben", wie die Richter in Ihrer Urteilsbegründung ausgeführt haben. Dies ist das Prinzip eines demokratischen Rechtsstaates, so sehr es in verschiedenen Einzelfällen auch unserem Verständnis von Gerechtigkeit widersprechen mag.
Eine nachvollziehbare Überlegung wäre jetzt natürlich der Ruf nach einer Anpassung der Verfassung, nach dem Motto „Die Würde des Menschen ist unantastbar, außer bei einem grausamen Mord“ (laienhaft ausgedrückt). Dann hören wir von einem Fall von schwerer Körperverletzung, die Verfassung wird wieder angepasst, ein schwerer Raub mit einem unglaublichen kulturellen und materiellen Schaden, wieder eine Anpassung… Die Frage ist, wo ziehen wir eine letztendliche Linie und wer ist in der Lage, diese Linie (die wir durch unseren Rechtsstaat im Moment eindeutig haben) festzulegen?
Des Weiteren muss beachtet werden, dass das Gericht Magnus Gäfgens Forderung gar nicht nachgekommen ist! Ursprünglich forderte dieser nämlich 10.000 Euro Schmerzensgeld, da er angeblich psychische Folgen der Gewaltandrohung erlitten hatte, was aber durch einen Gutachter nicht bestätigt wurde. Die 3.000 Euro sind vielmehr das Resultat eines anderen Gerichtsurteils von 2004, welches die Folterandrohung an sich „als Fehlverhalten staatlicher Stellen“ klarstellte und sind dementsprechend lediglich eine darauf basierende Entschädigung. Hinzu kommt, dass Gäfgen von diesen 3.000 Euro letztenendes gar nichts hat, da diese auf die von ihm verursachten Gerichtskosten von 71.000 Euro angerechnet werden.
Einen interessanten Kommentar findet man dazu auch hier: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-08/gaefgen-urteil-rechtsstaat
Und hier noch ein Kommentar über das Dilemma Rechtsstaat und Gerechtigkeit: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-08/gaefgen-urteil-entschaedigung
Ich werde mit meinem Kommentar sicherlich niemanden großartig in seiner Meinung ändern können, aber ich hoffe, ich habe verständlich gemacht, warum das Urteil so ausfallen musste, auch wenn es dem persönlichen Empfinden (auch meinem wohlgemerkt) diametral entgegengesetzt ist.

P.S.: Zum Vergleich, was gibt uns das Recht, uns über die „Enhanced Interrogation Techniques“ der Amerikaner zu empören, aber gleichzeitig dieselben Methoden in diesem Fall für gerechtfertigt zu erklären?

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Dienstag, 1. März 2011
Der Freiherr ist tot, es lebe der Freiherr
Karl Theodor zu Guttenberg hat dem Druck der Öffentlichkeit Tribut gezollt und ist von seinem Amt als Verteidigungsminister zurückgetreten.
Viele sagen endlich, viele sind darüber aber auch enttäuscht.
Sehen wir uns den Verlauf der ganzen Geschichte doch noch einmal an.
Bei einer Nachkontrolle der Doktorarbeit des Verteidigungsministers fielen den Prüfern diverse Passagen auf, die nicht von zu Guttenberg stammten, aber nicht als Zitate gekennzeichnet waren. Erste Vorwürfe des Plagiatismus machten die Runde, zu Guttenberg wies diese als abstrus zurück.
Die Prüfer machten aber weiter und fanden immer mehr Passagen, mit denen es der Verteidigungsminister nicht so genau genommen hatte, woraufhin eine Internetseite ins Leben gerufen wurde, die sich ausschließlich mit diesem Thema auseinandersetzt. Auf dieser Seite wuchs die Liste der zu bemängelnden Passagen von Tag zu Tag an. Zu Guttenberg musste einsehen, dass diese Vorwürfe vielleicht doch nicht so abstrus waren und er die Angelegenheit zu anfangs vielleicht etwas unterschätzt hatte. Also gab er kleinere Fehler zu, spielte diese jedoch herunter. Von Rückgabe des Doktortitels war noch keine Rede, erst mal wollte man den kompletten Prüfungsbericht abwarten. Gleichzeitig wuchs die Liste auf der GuttenPlag genannten Seite immer weiter an und wurde schließlich so lang, dass man sie nicht mehr nur als kleine Lappalie abtun konnte. Der Freiherr sah sich gezwungen, seine Äußerungen der Realität anzupassen und gestand schwerwiegende Fehler ein, für die er sich entschuldigte und schließlich sogar seinen Doktortitel zurückgab.
Damit war es für die Opposition natürlich nicht getan, sie witterte ihre große Chance den Liebling des Volkes zu stürzen und forderte entsprechend lauthals den Rücktritt des Verteidigungsministers. Auch die Meinung im Land verschob sich. War zunächst noch ein Großteil der Deutschen für zu Guttenberg, so schwand der Anteil dieser Leute ob der täglichen Hiobsbotschaften immer mehr. Als sich schließlich auch noch reihenweise Wissenschaftler und sogar der Doktorvater von Karl Theodor zu Guttenberg von ihm distanzierten, sah dieser wohl keine andere Möglichkeit mehr, als zurückzutreten.

Soviel zum halbwegs nüchternen Ablauf der letzten 14 Tage.

Was soll man nun von der Person Karl Theodor zu Guttenberg halten?

Einerseits ist er natürlich DER charismatische Politiker, der es geschafft hat, dass die Menschen sich wieder mit Politikern identifizieren können. Sein Auftreten kommt gut an bei den Menschen.
Dies weckt natürlich Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Angefangen über die Kunduz-Affäre bis zur Gorch Fock versuchten die SPD und Konsorten dem Freiherrn aus möglichst allem einen Strick zu drehen, was in greifbarer Nähe war, doch nichts hat funktioniert. Zu Guttenberg konnte letztendlich nie für etwas belangt werden, was den Frust natürlich noch weiter verstärkte.
Da kam die Doktorarbeit natürlich wie gerufen und sofort steht die Frage im Raum, wie es denn überhaupt zu der Überprüfung gekommen ist, sprich ob die Opposition nun mit aller Macht versucht, so lange im Dreck des Polit-Stars zu wühlen, bis man zwangsläufig etwas Schmutziges findet. Ich für meinen Teil möchte nicht so weit gehen und die Angelegenheit als Vorsatz bezeichnen, da mir das dann doch zu konstruiert wirkt. Ich meine gelesen zu haben, dass dies alles unter den Vorzeichen einer Routineuntersuchung ans Licht gekommen ist und man mag mich von mir aus für naiv halten, wenn ich dieser Aussage glauben schenke.
Jetzt steht also fest, dass laut dieser Untersuchung zu Guttenberg in großem Stil für seine Doktorarbeit abgeschrieben hat. Ich frage mich nur, ob es hätte so ablaufen müssen, wie es abgelaufen ist. Bis heute wurden auf 324 von 393 Seiten Passagen gefunden, die kopiert sein sollen. Das hört sich für mich nicht mehr nur nach einer groben Fahrlässigkeit an. Viel mehr riecht es stark nach absichtlicher Missachtung wissenschaftlicher Grundsätze. Ergo wusste zu Guttenberg, wie es um seine Doktorarbeit steht. Musste er dann die ersten Vorwürfe trotzdem als abstrus zurückweisen und erst nach und nach, als es unvermeidlich war mit der Wahrheit ans Licht kommen?
Aber auch die Rolle der Opposition möchte ich hier nicht außen vor lassen. Mit welcher Inbrunst auf den Verteidigungsminister eingedroschen wurde ist wirklich erstaunlich. Endlich hatte man einen Hebel, der wirkte. Mit welch einer Selbstherrlichkeit Herr zu Guttenberg da verteufelt und an den Pranger gestellt wurde entbehrt jeder Beschreibung. Aus meiner Sicht haben die Kollegen Gabriel, Trittin und wie sie alle heißen sich damit aber einen Bärendienst erwiesen. Um den Liebling des Volkes zu stürzen gerierten sie sich als genau das, warum zu Guttenberg als so angenehm anders angesehen wurde: Nur auf den eigenen Vorteil bedachte, selbstverliebte Populisten, die durch ihr Gezeter nur von den eigenen Unzulänglichkeiten ablenken wollen. Dumm nur, wenn man nicht bemerkt, dass die Menschen eben doch nicht so dumm sind, wie man sie gerne verkaufen würde. Ich glaube nicht zu Unrecht ist der Eindruck entstanden, dass die lautesten Kläger selbst den meisten Dreck am Stecken haben, was das zu einem nicht unerheblichen Maße von Karl Theodor zu Guttenberg aufgebaute Vertrauen in die Politik schnell wieder gegen Gefrierpunkt sinken ließ.

Trotz alledem hat aber zu Guttenberg meiner Ansicht nach nicht richtig gehandelt. Wer sich als einer vom Volk präsentiert, muss sich auch daran messen lassen. Ein einfaches "Sorry, hier habt Ihr den Doktor wieder" kann nicht ernsthaft alles gewesen sein. Jeder andere, der sich einen Doktortitel erschleicht muss mit ernsthaften Konsequenzen rechnen und kann nicht einfach so weitermachen, wie bisher. Warum also dann zu Guttenberg, der Mann des Volkes?
Hinzu kommt seine Vorbildfunktion als Politiker. Er ist ein Repräsentant des Volkes und trägt als Verteidigungsminister eine große Verantwortung. Gerade bei solchen Leuten ist Integrität unabdingbar. Aber was bitte ist es für ein Zeichen von Integrität, wenn man (bewusst oder unbewusst sei jetzt einmal dahingestellt) eine Unmenge von Passagen in einer mit summa cum laude ausgezeichneten Doktorarbeit kopiert und dies nur dann nach und nach zugibt, wenn die Beweislast eh schon eindeutig ist? Und dann auch noch mit zweierlei Maß misst, was die Konsequenzen dieses Handelns betrifft, wobei dies nun ja ein wenig zu relativieren ist, da er die Konsequenzen in Form des Rücktritts gezogen hat.

Ich persönlich halte zu Guttenberg für eine angenehme Erscheinung im deutschen Politikbetrieb, auch wenn die ganze Plagiatsaffäre meinem Bild schon schwer zugesetzt hat. Ich kann nur hoffen, dass Herr zu Guttenberg neben den offensichtlichen beruflichen Konsequenzen auch persönliche getroffen hat. In diesem Fall habe ich auch nichts dagegen, wenn er in ein paar Jahren mit neuen Aufgaben wieder in der Öffentlichkeit anzutreffen ist. Wie jeder Mensch hat auch er eine zweite Chance verdient, wenn er beweisen kann, dass es ernst meint mit den Konsequenzen. Schließlich findet man selten einen Politiker, der es durch seine Persönlichkeit schafft, dass die Menschen sich wieder ein Stück weit mehr für die Politik interessieren.

In diesem Sinne: Alles wird Gutt!

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Mittwoch, 26. Januar 2011
Ein Plädoyer
Es ist also endlich mal wieder soweit, ein weiteres Mal steht der Untergang des Abendlandes kurz bevor. Das Dschungelcamp läuft! Und es fasziniert mehr Menschen denn je...
Und wieder wiederholt sich das übliche Spiel, der trotzige Rest der Hochkulturverfechter schimpft über das menschenverachtende Prinzip, welches die eh schon grassierende Volksverdummung um ein Vielfaches potenziert. Und eigentlich ist doch der Zuschauer, der sich so etwas anschaut sogar noch niveauloser, als die Teilnehmer. So weit, so bekannt.
Und doch kann man diesem schlimmsten Auswuchs des Prekariatsfernsehens eine gewisse Faszination nicht absprechen. Dabei kann man die Menschen grob in drei Kategorien einteilen.
Kategorie 1: Der Fan
Dieses bemitleidenswerte Geschöpf am unteren Ende der IQ-Skala, das sich am Leid und dem Ekel des Dschungelcamps ergötzt und für den der Niveaulimbo nicht tief genug getanzt werden kann.
Kategorie 2: Der Verächter
Er ist angewidert von der Sendung. Nie im Leben würde er sich so etwas angucken. Hat er auch gar keine Zeit zu, denn wenn er nach seinem anstrengenden Arbeitstag die FAZ durchgelesen hat, kommt immer eine schöne Dokumentation auf 3Sat oder ein Kunstfilm auf Arte.
Kategorie 3: Der Uninteressierte
Er verträgt sich mit beiden Parteien. Er verurteilt nicht den Fan und er paktiert auch nicht mit dem Verächter. Es interessiert ihn schlichtweg einfach nicht. Er ist wahrscheinlich sogar der ehrlichste unter den dreien.

So viel zu den Klischees...

Tatsächlich sieht die Sache natürlich anders aus (auch wenn diese Einteilung das Diskutieren über das Format natürlich erheblich vereinfachen würde). Auch ich verfolge regelmäßig das Treiben im australischen Dschungel, obwohl ich mir zunächst vorgenommen habe, es zu ignorieren. Was hat mich aber davon abgebracht?
Zunächst war es wohl dann doch die menschliche Neugier, das Interesse an dem, wie sich vermeintliche Selbstdarsteller in einer "Extremsituation" verhalten, wenn es auf Teamwork ankommt. Doch das ist nicht alles. Im Gegensatz zu den in der Tat grottenschlechten TV-Formaten, die nachmittags auf den Privaten zu sehen sind, setzt das Dschungelcamp konsequent auf Selbstironie. Dies zieht sich durch die mal besser, mal schlechter witzig gelungenen Kommentare der Moderatoren. Aber auch die Teilnehmer haben das ein oder andere Mal gezeigt, dass sie wissen, worauf sie sich eingelassen haben. Wobei man zugeben muss, dass alles andere auch sehr überraschend wäre.
Eine zusätzliche Komponente ist die sich entwickelnde Gruppendynamik, die besonders in der aktuellen Staffel dank Sarah Dingens eine besonderes Highlight darstellt. Wie schon erwähnt ist eigentlich jeder Kandidat ein Selbstdarsteller. Das muss er oder sie ja auch sein, schließlich ist es ja das erklärte Ziel, den Zuschauer davon zu überzeugen, dass man selbst derjenige welche ist, der das Zeug dazu hat, den Dschungelthron zu besteigen.
Das spannende ist nun, zu beobachten, wie sich die Kandidaten bei dieser Mission schlagen. Zur Perfektion hat es besagte Sarah Knappik, Verzeihung Dingens, getrieben. Diese "Ich scheiße auf alle anderen" Attitüde gepaart mit der "Warum hat mich keiner Lieb" Heulerei stellt die anderen Teilnehmer vor ungeahnte Herausforderungen. Es ist im Prinzip unmöglich, sich ob dieses krassen Verhaltens seine im Vorfeld schön zurechtgelegte Dschungelidentität aufrecht zu erhalten. Der Zuschauer sieht echte Emotionen, zwar von RTL inszeniert und zurechtgeschnitten, aber echt. Der Zuschauer fiebert mit und wird schließlich unweigerlich mit der Frage konfrontiert, wie er sich in dieser Situation verhalten würde.
Man mag es kaum für möglich halten, aber dieser Untergang des Abendlandes bewirkt Selbstreflexion. Da kann ich noch so viele Dokumentationen über das Paarungsverhalten des Ostafrikanischen Nacktkolibris oder Kunstfilme über einen taubstummen russischen Balletttänzer ohne Arme und Beine angucken, über mich und mein Verhalten mache ich mir danach keine Gedanken.

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Freitag, 26. November 2010
Volkskrankheit
Es ist mal wieder soweit, eine neue Welle aus Absurdistan hat Deutschland vor geraumer Zeit getroffen und ihre Spuren hinterlassen.
Kaum glaubte man einen Rückgang der ich-trag-vokuhila-und-kann-meine-mütze-nicht-richtig-aufsetzen Fraktion zu verspüren, hat sich ein neues Gespenst in bzw. auf männlichen deutschen Köpfen eingenistet.
Ich nenne es jetzt mal liebevoll die Justin-Bieber-Gedächtnisfrisur (JBG). Dabei wird die Haarpracht etwas länger gelassen, um dann platt an den Kopf gedrückt und durch entsprechende Hilfsmittel fixiert zu werden, so dass unweigerlich der Eindruck entsteht, dass das entsprechende Individuum die Nacht mit einem Blumentopf auf dem Kopf verbracht hat.
Sieht immerhin schonmal besser aus, als der Neo-Vokuhila.
Das Problem besteht nur darin, dass bei längeren Haaren auch unweigerlich welche im Sichtfeld des JBG-Trägers landen. Früher hätte man sich die Haare einfach aus dem Gesicht gestrichen, aber heute pappt ja alles zusammen, also muss ein anderes Mittel gefunden werden. Als populärste und gleichzeitig am dümmsten aussehende Variante hat sich dabei das Kopfschütteln herauskristallisiert. Da passiert es also, dass ein JBG-Fetischist aus dem Nichts heraus mit dem Kopf zuckt, damit das lästige Haarteil aus dem Sichtfeld verschwindet. Dummerweise denkt die entsprechende Haarpartie aber nicht daran, an Ort und Stelle zu bleiben und macht sich wieder auf den Weg in Richtung Gesicht, was erst durch ein erneutes Zucken unterbunden werden kann. So kommt es vor, dass einem diese Typen gegenüber sitzen und alle 10-20 Sekunden mit dem Kopf zucken, ohne dass Ihnen das überhaupt bewusst ist. Sieht man Ihnen ins Gesicht, weiß man wenigstens, was los ist, sitzt man aber hinter diesen Kreaturen, geht der erste Gedanke wahrscheinlich eher in die medizinische Richtung...
Da drängt sich bei mir die Frage auf, was wohl passiert, wenn diese Frisur nicht mehr getragen wird? Hat man dann dieses Zucken schon so verinnerlicht, dass man es nicht mehr abstellen kann? Könnte unpraktisch werden, z.B. in einem Vorstellungsgespräch oder beim Zahnarzt...

Naja, mir solls egal sein, solange nicht das hier passiert:

;)

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Dienstag, 12. Oktober 2010
Schwachsinn 21
Juhu, endlich mal wieder was, was so lange in den Medien wieder und wiedergekäut wird, bis es mir so langsam auf die Nerven geht.
Der Stuttgarter Bahnhof... Die böse böse Landesregierung will in Kooperation mit dem Bund und der Bahn doch glatt den Bahnhof neubauen...
Die haben sich wahrscheinlich letztes Jahr getroffen und in einer Nacht und Nebelaktion ausgeheckt, wie man das schön kassierte Wählergeld am besten vernichten kann, ohne das den dummen Häuslebauern eine Chance gegeben wird, etwas dagegen zu unternehmen...
Wie, das Projekt gibts schon viel länger? Mal gucken, was Wikipedia dazu sagt...
"Die Geschichte des Projekts geht maßgeblich auf einen Vorschlag des Verkehrswissenschaftlers Gerhard Heimerl von 1988 zurück und wurde 1994 der Öffentlichkeit vorgestellt.[7] Am 2. Februar 2010 begannen die Bauarbeiten.[8] Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2019 geplant. Die geplanten Projektkosten liegen bei rund 4,1 Milliarden Euro (Stand: Dezember 2009)."
Hmm... war wohl doch nichts mit der heimlichen Nacht und Nebelaktion... Anscheinend ist das Thema also spätestens seit 16 Jahren bekannt...
16 Jahre, in denen also genug Zeit gewesen wäre, gegen dieses zugegebenermaßen absolut überflüssige Großprojekt vorzugehen. 16 Jahre, in denen genug Zeit gewesen wäre, darauf hinzuweisen, dass der Streckenneubau und die Verlegung unter Tage weder wirtschaftlich, noch zukukunftsorientiert ist. 16 Jahre in denen man den Schönrechnereien mit harten Argumenten hätte entgegentreten können. 16 Jahre, in denen dem Projekt jegliche Legitimation hätte genommen werden können.

Wer aber 16 Jahre lang schläft und dann, wenn tatsächlich alle rechtlichen Hürden genommen sind und es auf einmal losgeht einen auf empört macht und so lange provoziert, bis evtl. Menschen in Gefahr gebracht werden, der sollte sich mal Gedanken machen, ob die sogenannte gute Sache, für die er da eintritt wirklich so gut ist, wie er meint...

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Donnerstag, 9. September 2010
We don't need no water...
Ach ja, Amerika, das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten... mal wieder...
Neueste Ausprägung: Koranverbrennung in Florida am 11. September 2010.
Anscheinend hat eine kleine Kirchengemeinde vor, am Jahrestag der Anschläge öffentlichkeitswirksam Korane zu verbrennen. Natürlich um gegen die bösen bösen Muslime zu protestieren. Weil man ja soviel besser ist, wenn man den Spieß umdreht und dasselbe macht, wie die Leute, gegen die man mit der Protestaktion vorgehen will...
Und weil ja überall davon berichtet wird, haben die Muslime in aller Welt natürlich auch Wind davon bekommen und (vollkommen überaschend) prompt wütende Gegenaktionen angekündigt und mit Vergeltung gedroht. Selbst der NATO-Kommandeur hat sich genötigt gefühlt, dazu etwas von sich zu geben.
Aber all das ist dieser Kirchengemeinde natürlich vollkommen schnuppe, schließlich haben diese ca. 50 Leute (das ist die gesamte Mitgliederanzahl dieser Kirche!) das Recht auf freie Religionsausübung.

Ich bin ehrlich mal gespannt, was daraus wird. Bei den Karrikaturen gab es ja keine große Ankündigung und man hat gesehen, was dabei herausgekommen ist... Und jetzt? Muss man wirklich wegen einer unnötigen Protestaktion potentiell das Leben von Menschen aufs Spiel setzen? Nur weil man "das Recht" dazu hat?
Und ist etwas wirklich gerechtfertigt, weil andere (mit anderen Wert- und Moralvorstellungen) es doch genauso machen?

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Sonntag, 5. September 2010
Der Volksmuezzin und seine Thesen
Endlich ist der Sommer vorbei und mit ihm das dazugehörige Loch. Endlich gibt es wieder wichtige Dinge zu diskutieren. Da wären zum Beispiel die AKW Laufzeiten oder die scheinbar gelöste Kapitänsfrage beim DFB. Aber nein, was muss man jetzt jeden Tag hören, sehen und lesen (also auch hier): Thilo Sarrazin!
Der hat ja klammheimlich ein Buch verfasst, in dem er wilde Thesen über die zukünftige Entwicklung der Migration in Deutschland und deren Auswirkungen kundtut. Und die Geschichte mit den Judengenen. Und dass Deutschland in 20 Jahren zu 80% muslimisch ist. Hab ich zumindest gehört, dass das in dem Buch drinsteht, gelesen hab ichs nicht. Aber da stehe ich wahrscheinlich ziemlich allein auf weiter Flur, wenn man sich mal anguckt, wer nicht alles sein Gesicht vor möglichst viele Kameras hält und ausschweifend darüber schwadroniert, warum Herr Sarrazin denn jetzt der Teufel in Menschengestalt ist.

Fakt ist wohl, dass in dem Buch tatsächlich Dinge stehen, deren Argumentation einzig und allein den Gehirnwindungen Herrn Sarrazins (und seiner Mitautoren?) entsprungen sind und gleichzeitig als wissenschaftliche Tatsachen bezeichnet werden. Das kommt daher, dass wirkliche wissenschaftliche Studien uminterpretiert und zum eigenen Zweck neu ausgelegt werden. Somit fällt es dem geneigten Leser natürlich viel leichter, das gelesene für bare Münze zu nehmen.
Dies scheint auch wunderbar zu funktionieren, wie eine Umfrage der Bild am Sonntag aktuell zeigt, laut der angeblich 18% aller Deutschen eine Thilo Sarrazin Partei wählen würden. Die Aussagekraft sei allerdings erst einmal so in den Raum gestellt, stammt diese Umfrage doch 1. aus der BILD (wenn auch ein Umfrageunternehmen beauftragt wurde) und 2. ist es eher fraglich, wie viele Menschen, die in einer Umfrage eine solche Antwort geben auch bei einer tatsächlichen Wahl so entscheiden würden.
Was diese Zahl aber nichtsdestotrotz zeigt, ist die scheinbar latente Auffassung in einem nicht unerheblichen Teil der deutschen Bevölkerung, dass wir zu viele (nicht integrierte) Ausländer/Muslime in unserem Land haben und dass radikal etwas dagegen unternommen werden muss (das ist zumindest der Tenor, den ich aus der bisherigen Diskussion mitgenommen habe). Mich würde mal interessieren, was unsere Freunde von der NPD, Pro NRW und wie sie alle heißen dazu zu sagen haben. Ach, das weiß ich ja sogar: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,715089,00.html
Trotzdem setzen viele Menschen bei Sarrazins Thesen an und denken: „Irgendwie hat er ja recht. Und endlich spricht es mal einer aus.“ Doch das ist leider ist das Problem, denn was der werte Herr Volksmuezzin da vorbetet entspricht eben nicht der Realität. Das bedeutet natürlich nicht, dass eitel Sonnenschein auf dem Gebiet der Integration herrscht, doch die (mutmaßlich!) von Herrn Sarrazin beschriebenen Zustände existieren de facto so nicht und werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch so nicht eintreten.
„Aber ich seh es doch jeden Tag auf der Straße, dass der Mann recht hat!“ würde ich jetzt wahrscheinlich von vielen Menschen zu hören bekommen. Das ist leider die Krux an der ganzen Sache. Natürlich haben wir ein Problem mit einer großen Gruppe der in Deutschland lebenden Migranten. Das bezweifelt auch niemand, aber das Ausmaß und die Auswirkungen dieses Problems sind meines Erachtens weitaus weniger dramatisch, als es Thilo Sarrazin beschreibt.
Das Problem besteht glaube ich größtenteils darin, dass jeder entweder schon selbst schlechte Erfahrungen mit Ausländern gemacht oder zumindest von anderen davon gehört hat. Diese Eindrücke haben sich eingeprägt und bewusst oder unbewusst Vorurteile gegenüber diesem Personenkreis gebildet. Davon will ich mich in keinster Weise freisprechen. Wenn ich durch die Stadt gehe und sehe die türkischen Mütter mit ihren Kopftüchern und langen Kleidern oder eine Gruppe junger Türken, die mit stolz geschwellter Brust durch die Gegend flanieren, gehen mir wahrscheinlich dieselben Gedanken durch den Kopf, wie bei jedem anderen auch. Der Unterschied ist, dass man diese Gedanken aber auch reflektieren sollte. Sind denn wirklich alle so oder machen diese Leute nur einen kleineren (dafür gut sichtbaren) Teil des Ganzen aus? Was ebenfalls in die Meinungsbildung mit einfließt, ist das Prinzip, dass sich positive Eindrücke viel weniger stark einprägen, als negative. Sehen wir also eine fließend deutsch sprechende Türkin, einen in die Arbeitswelt integrierten Türken oder sonst etwas „normales“, wird dies unser Gesamtbild wahrscheinlich nur wenig bis gar nicht verändern, hören wir aber, dass ein türkischer Vater seine Tochter nicht zum Schwimmunterricht gelassen hat, dann wird unser Vorurteil wieder bestärkt.
Schlussendlich kann man sagen, dass die ganze Diskussion auch etwas Positives hat, nämlich dass sich jetzt anscheinend wieder etwas ernster mit dem Thema Integration auseinandergesetzt wird. Dies schien mir bisher nämlich viel zu oft eine pro forma Angelegenheit gewesen zu sein. Damit die ganze Sache aber auch Erfolg hat, darf man sich nicht darauf verlassen, dass andere etwas tun. Es fängt schon damit an, dass ich versuche nicht mehr nur das Schlechte zu sehen und zu denken „Guck mal die da!“ (Und da packe ich mir auch an die eigene Nase) Wenn man der anderen Seite auch mal eine Chance gibt, wer weiß, was dabei herauskommt…

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