Samstag, 26. Januar 2013
Frauen!
Seit geraumer Zeit taucht in regelmäßigen Abständen das Thema Frau in den Medien auf. Hauptsächlich im Zusammenhang mit der Frauenquote und in diesen Tagen dank Herrn Brüderle und Twitter mit dem Hashtag "#Aufschrei" auch im Zuge einer Debatte über männlichen Sexismus.
Wie es aussieht leben wir in einer Welt, in der Frauen systematisch unterdrückt und am Weiterkommen gehindert werden oder es zumindest lange Zeit wurden.

Kommen wir also zum ersten Punkt, der Frauenquote. Wo man hinschaut wird allerorts nach einer Frauenquote gerufen, da es in der Wirtschaft ja eklatant zu wenige Frauen in Führungspositionen gibt und diese dort auch beträchtlich weniger verdienen, als ein vergleichbarer männlicher Kollege. Zumindest zum letzteren Punkt möchte ich auf die Seite www.unstatistik.de verweisen, welche vom Rheinisch Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung betrieben wird. Unter den Punkten "FDZ Ruhr am RWI" und "Unstatistik" wurde einmal kurz und knapp der Mythos unter die Lupe genommen, dass Frauen in der Regel 23% weniger verdienen als Männer. Zusammengefasst lautet die Aussage des Artikels, dass diese Zahl nicht der Wahrheit entspricht, da Frauen und Männer oftmals in unterschiedlichen Berufen tätig sind, sich ihre Arbeitszeiten unterscheiden und es oftmals auch Unterschiede in der Berufserfahrung gibt. Es würden also im Endeffekt Äpfel mit Birnen verglichen und somit die eigentlichen Unterschiede beim Versuch der Lösung des Problems außen vor gelassen.
Kommen wir zum ersten von mir genannten Punkt, den mangelnden Frauen in Führungspositionen. Diesen Punkt kann man in der Tat schwer abstreiten, allerdings (und das ist jetzt meine absolut subjektive, persönliche, männliche Meinung) wird auch hier übertrieben dramatisiert. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin absolut dafür, dass alle Personen gleich behandelt werden müssen, wenn es um Führungspositionen geht, aber dafür muss es auch einen entsprechenden Wettbewerb geben. Jede Frau, die den Anspruch hat eine leitende Rolle spielen zu wollen, sollte alles daran setzen dies auch zu tun und niemand hat das Recht, ihr dies aus geschlechtsspezifischen Gründen zu verwehren. Das gleiche gilt aber auch für den Mann. Und wenn zwei oder mehr Leute Anspruch auf eine Führungsstelle haben, dann sollte der- oder diejenige dafür herangezogen werden, der oder die die beste Qualifikation dafür aufbringt. Punkt. Für einen solchen Wettbewerb müssen aber erst einmal Frauen zur Verfügung stehen! Die Frage ist nämlich, ob Frauen wirklich genauso ticken wie Männer, wenn es darum geht eine höher dotierte Stelle zu bekommen. Ich bin der Meinung, dass dem nicht so ist. Um zu bewerten, woran dies im einzelnen liegt bin ich nicht qualifiziert genug, aber ich bin davon überzeugt, dass der prozentuale Anteil der Männer mit gehobenem Führungsanspruch innerhalb der Männer größer ist, als der äquivalente Anteil unter den Frauen. Entsprechend höher ist somit der Anteil an Männern in diesen Positionen. Erklärungsansätze könnten sein, dass Männer im Schnitt wettbewerbsorientierter als Frauen sind oder auch selbstbewusster an eine solche Möglichkeit herangehen. Ich meine gelesen zu haben, dass Frauen in diesen Situationen viel vorsichtiger und zurückhaltender sind als Männer, die, wenn es darum geht eine bestimmte Stelle zu bekommen, ganz anders auftreten. Auch so etwas beeinflusst das Männer und Frauen Verhältnis.
In diesen Fällen nun eine Quote einführen zu wollen halte somit für eine nicht unbedingt glückliche Lösung, die am eigentlichen Ziel vorbeigeht. Anstatt vermehrt und konsequent daraufhin zu arbeiten, dass die Gleichberechtigung gefördert wird, wird im Gegensatz sogar eine Ungleichbehandlung gefördert, da ja im Zweifelsfall eine Frau eingestellt werden muss, um die geforderte Quote einzuhalten, obwohl eventuell ein Mann besser qualifiziert gewesen wäre. Oft wird in diesem Zuge dann auch das Stigma der "Quotenfrau" hervorgeholt, welches nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist, sich meiner Meinung nach aber nicht verallgemeinern lässt. Ein Schritt in die richtige Richtung ist da die anonyme Bewerbung, bei der bis auf den Lebenslauf und die Qualifikation nichts über die Bewerber bekannt ist und diese somit weitestgehend aus objektiven Beweggründen zu einem weiterführenden Gespräch eingeladen werden.

Kommen wir nun zu dem zweiten Thema, welches mich zu diesem Blogeintrag bewogen hat und welches thematisch in dieselbe Richtung geht.
Vor kurzem hat sich eine Journalistin des Nachrichtenmagazins "Stern" zu Wort gemeldet und dem FDP-Politiker Rainer Brüderle vorgeworfen, er habe sie mit unangemessenen Bemerkungen bedrängt (http://www.stern.de/politik/deutschland/rainer-bruederle-der-spitze-kandidat-1959408.html). Sein Verhalten entspricht in etwa dem des peinlichen Onkels auf der Familienfeier, der nach ein paar Sekt alles und jeden mit einem anzüglichen Spruch kommentiert, was ansatzweise weibliche Geschlechtsmerkmale aufweist. Dies mag früher noch gesellschaftlich unbedenklich gewesen sein, in unsere heutige Zeit gehört so ein Verhalten definitiv nicht mehr. Allerdings sollten die Frauen, die von einem Verhalten dieser Art betroffen sind dem vermeintlichen "Charmeur" auch deutlich mitteilen, dass ebendieses in keinster Weise angemessen finden, im Zweifelsfall auch so, dass alle anderen es mitbekommen.
Diese Geschichte wiederum hat sich mehr oder weniger zum Selbstläufer entwickelt. Nun läuft gerade eine Debatte in den Medien, wie viel Sexismus im deutschen Alltag vorhanden ist und wie man ihm begegnen kann. So haben zwei Twitternutzerinnen den Hashtag "#Aufschrei" ins Leben gerufen, unter dem Frauen erzählen können, wie und wo sie in ihrem Alltag schon mit männlichem Sexismus konfrontiert gewesen sind. Es entsteht der Eindruck, als sei die gesamte Wirtschaftswelt nur von testosterongetriebenen wandelnden Potenzpanzern erfüllt, deren größter Spaß es ist, sich an die weibliche Belegschaft ranzumachen. Dem ist natürlich nicht so. Fakt ist, es gibt immer noch zu viele Männer "alter Schule", welche sich auf Grund ihrer Position einbilden, sie könnten sich Sachen erlauben, die eigentlich Tabu sein sollten. Fakt ist aber auch, dass der Begriff "Sexismus" bzw. die Definition einer "sexistischen Bemerkung" keineswegs so klar ist, wie in der Diskussion hier gerne vorausgesetzt wird. Während etwa bestimmte Berührungen oder eindeutige sexuelle Aussagen noch von einem Großteil der Leute als eindeutig sexistisch angesehen werden dürften, sieht es bei zweideutigen Aussagen, Blicken oder sonstigem anderen Verhalten wahrscheinlich weitaus differenzierter aus. Die Frage, was denn nun anzüglich, sexistisch oder gar beleidigend ist, ist im Alltag nämlich von Person zu Person unterschiedlich. Das gilt sowohl für den Sender, als auch den Empfänger der Aussage. Was der einen Dame die Schamesröte ins Gesicht treibt, ruft bei der anderen nur ein müdes Lächeln hervor. Gleichzeitig kann der eine Kollege, der ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Kolleginnen hat einen zweideutigen Spruch machen, der ihm in der nächsten Sekunde wieder verziehen wird, während ein anderer Kollege mit dem selben Spruch eindeutig zu weit gehen würde. Eine eindeutige, allgemeingültige Trennlinie gibt es nicht, zumindest in der, nennen wir sie einmal verbalen Grauzone. Alles darüber hinaus sollte im Grunde durch den Gesetzgeber geregelt sein. Befindet man sich also in dieser verbalen Grauzone, ist es sowohl für Frauen, als auch für Männer notwendig, Unterscheidungsvermögen anzuwenden. Männer sollten es sich zweimal überlegen, ob sie eine gewisse Bemerkung loslassen und Frauen sollten eindeutig klarmachen, dass sie eine solche Behandlung nicht hinnehmen werden. Denn letztendlich kann nur jeder für sich selbst die Trennlinie festlegen und muss dann auch stark genug sein, diese anderen gegenüber zu verteidigen.
Ein weiterer, nicht ganz abzustreitender Punkt ist die Tatsache, dass Frauen ja nicht ausschließlich die Opfer sind, wenn es um anzügliche Kommentare und dergleichen geht. Oft genug müssen sich Männer, welche in einer Frauengruppe arbeiten, mindestens genauso zweideutige Bemerkungen, Popoklapser oder ähnliches gefallen lassen. Aber auch hier gilt, was ich zuvor schon geschrieben habe. Wer seine persönliche Trennlinie nicht klar definiert, darf sich nicht sofort verletzt fühlen, wenn diese überschritten wird. Wie heißt es doch so schön, sprechenden Menschen kann geholfen werden. Und nein, dies ist kein Freifahrtsschein für die Leute, die meinen, dass man nach vorne preschen kann, solange man nicht weiß, woran man beim anderen ist, denn so viel soziales Einfühlungsvermögen sollte man dann doch schon mitbringen, dass man einschätzen kann, wie weit man bei bestimmten Personen gehen darf.
Hinzu kommt, dass das Problem des Sexismus im Alltag bzw. am Arbeitsplatz auch nicht verallgemeinert werden darf. Beispielsweise kann ich mir vorstellen, dass ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin einer Firma, die generell eine sehr durchmischte Belegschaft hat (junge und alte Mitarbeiter, Männer und Frauen) weitaus weniger Probleme hat, als etwa eine Person, die sich in einer gegensätzlichen homogenen Gruppe durchsetzen muss (Journalistin unter Politikern, Pfleger unter Krankenschwestern etc.). Hinzu kommt ein stark ausgeprägtes hierarchisches Denken, welches unangemessene Äußerungen begünstigt. Schließlich ist ein sexistischer Kommentar in letzter Konsequenz immer auch eine Abwertung des Gegenübers.

Was ist also die Quintessenz des Ganzen? Gleichberechtigung ist ein entscheidender Faktor. Sowohl bei der Karriereentwicklung, als auch im alltäglichen Miteinander. Erst wenn man sein Gegenüber als gleichwertig betrachtet, kann man die Person mit dem nötigen Respekt behandeln, den sie verdient.

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