Mittwoch, 26. Januar 2011
Ein Plädoyer
kurtinho, 19:31h
Es ist also endlich mal wieder soweit, ein weiteres Mal steht der Untergang des Abendlandes kurz bevor. Das Dschungelcamp läuft! Und es fasziniert mehr Menschen denn je...
Und wieder wiederholt sich das übliche Spiel, der trotzige Rest der Hochkulturverfechter schimpft über das menschenverachtende Prinzip, welches die eh schon grassierende Volksverdummung um ein Vielfaches potenziert. Und eigentlich ist doch der Zuschauer, der sich so etwas anschaut sogar noch niveauloser, als die Teilnehmer. So weit, so bekannt.
Und doch kann man diesem schlimmsten Auswuchs des Prekariatsfernsehens eine gewisse Faszination nicht absprechen. Dabei kann man die Menschen grob in drei Kategorien einteilen.
Kategorie 1: Der Fan
Dieses bemitleidenswerte Geschöpf am unteren Ende der IQ-Skala, das sich am Leid und dem Ekel des Dschungelcamps ergötzt und für den der Niveaulimbo nicht tief genug getanzt werden kann.
Kategorie 2: Der Verächter
Er ist angewidert von der Sendung. Nie im Leben würde er sich so etwas angucken. Hat er auch gar keine Zeit zu, denn wenn er nach seinem anstrengenden Arbeitstag die FAZ durchgelesen hat, kommt immer eine schöne Dokumentation auf 3Sat oder ein Kunstfilm auf Arte.
Kategorie 3: Der Uninteressierte
Er verträgt sich mit beiden Parteien. Er verurteilt nicht den Fan und er paktiert auch nicht mit dem Verächter. Es interessiert ihn schlichtweg einfach nicht. Er ist wahrscheinlich sogar der ehrlichste unter den dreien.
So viel zu den Klischees...
Tatsächlich sieht die Sache natürlich anders aus (auch wenn diese Einteilung das Diskutieren über das Format natürlich erheblich vereinfachen würde). Auch ich verfolge regelmäßig das Treiben im australischen Dschungel, obwohl ich mir zunächst vorgenommen habe, es zu ignorieren. Was hat mich aber davon abgebracht?
Zunächst war es wohl dann doch die menschliche Neugier, das Interesse an dem, wie sich vermeintliche Selbstdarsteller in einer "Extremsituation" verhalten, wenn es auf Teamwork ankommt. Doch das ist nicht alles. Im Gegensatz zu den in der Tat grottenschlechten TV-Formaten, die nachmittags auf den Privaten zu sehen sind, setzt das Dschungelcamp konsequent auf Selbstironie. Dies zieht sich durch die mal besser, mal schlechter witzig gelungenen Kommentare der Moderatoren. Aber auch die Teilnehmer haben das ein oder andere Mal gezeigt, dass sie wissen, worauf sie sich eingelassen haben. Wobei man zugeben muss, dass alles andere auch sehr überraschend wäre.
Eine zusätzliche Komponente ist die sich entwickelnde Gruppendynamik, die besonders in der aktuellen Staffel dank Sarah Dingens eine besonderes Highlight darstellt. Wie schon erwähnt ist eigentlich jeder Kandidat ein Selbstdarsteller. Das muss er oder sie ja auch sein, schließlich ist es ja das erklärte Ziel, den Zuschauer davon zu überzeugen, dass man selbst derjenige welche ist, der das Zeug dazu hat, den Dschungelthron zu besteigen.
Das spannende ist nun, zu beobachten, wie sich die Kandidaten bei dieser Mission schlagen. Zur Perfektion hat es besagte Sarah Knappik, Verzeihung Dingens, getrieben. Diese "Ich scheiße auf alle anderen" Attitüde gepaart mit der "Warum hat mich keiner Lieb" Heulerei stellt die anderen Teilnehmer vor ungeahnte Herausforderungen. Es ist im Prinzip unmöglich, sich ob dieses krassen Verhaltens seine im Vorfeld schön zurechtgelegte Dschungelidentität aufrecht zu erhalten. Der Zuschauer sieht echte Emotionen, zwar von RTL inszeniert und zurechtgeschnitten, aber echt. Der Zuschauer fiebert mit und wird schließlich unweigerlich mit der Frage konfrontiert, wie er sich in dieser Situation verhalten würde.
Man mag es kaum für möglich halten, aber dieser Untergang des Abendlandes bewirkt Selbstreflexion. Da kann ich noch so viele Dokumentationen über das Paarungsverhalten des Ostafrikanischen Nacktkolibris oder Kunstfilme über einen taubstummen russischen Balletttänzer ohne Arme und Beine angucken, über mich und mein Verhalten mache ich mir danach keine Gedanken.
Und wieder wiederholt sich das übliche Spiel, der trotzige Rest der Hochkulturverfechter schimpft über das menschenverachtende Prinzip, welches die eh schon grassierende Volksverdummung um ein Vielfaches potenziert. Und eigentlich ist doch der Zuschauer, der sich so etwas anschaut sogar noch niveauloser, als die Teilnehmer. So weit, so bekannt.
Und doch kann man diesem schlimmsten Auswuchs des Prekariatsfernsehens eine gewisse Faszination nicht absprechen. Dabei kann man die Menschen grob in drei Kategorien einteilen.
Kategorie 1: Der Fan
Dieses bemitleidenswerte Geschöpf am unteren Ende der IQ-Skala, das sich am Leid und dem Ekel des Dschungelcamps ergötzt und für den der Niveaulimbo nicht tief genug getanzt werden kann.
Kategorie 2: Der Verächter
Er ist angewidert von der Sendung. Nie im Leben würde er sich so etwas angucken. Hat er auch gar keine Zeit zu, denn wenn er nach seinem anstrengenden Arbeitstag die FAZ durchgelesen hat, kommt immer eine schöne Dokumentation auf 3Sat oder ein Kunstfilm auf Arte.
Kategorie 3: Der Uninteressierte
Er verträgt sich mit beiden Parteien. Er verurteilt nicht den Fan und er paktiert auch nicht mit dem Verächter. Es interessiert ihn schlichtweg einfach nicht. Er ist wahrscheinlich sogar der ehrlichste unter den dreien.
So viel zu den Klischees...
Tatsächlich sieht die Sache natürlich anders aus (auch wenn diese Einteilung das Diskutieren über das Format natürlich erheblich vereinfachen würde). Auch ich verfolge regelmäßig das Treiben im australischen Dschungel, obwohl ich mir zunächst vorgenommen habe, es zu ignorieren. Was hat mich aber davon abgebracht?
Zunächst war es wohl dann doch die menschliche Neugier, das Interesse an dem, wie sich vermeintliche Selbstdarsteller in einer "Extremsituation" verhalten, wenn es auf Teamwork ankommt. Doch das ist nicht alles. Im Gegensatz zu den in der Tat grottenschlechten TV-Formaten, die nachmittags auf den Privaten zu sehen sind, setzt das Dschungelcamp konsequent auf Selbstironie. Dies zieht sich durch die mal besser, mal schlechter witzig gelungenen Kommentare der Moderatoren. Aber auch die Teilnehmer haben das ein oder andere Mal gezeigt, dass sie wissen, worauf sie sich eingelassen haben. Wobei man zugeben muss, dass alles andere auch sehr überraschend wäre.
Eine zusätzliche Komponente ist die sich entwickelnde Gruppendynamik, die besonders in der aktuellen Staffel dank Sarah Dingens eine besonderes Highlight darstellt. Wie schon erwähnt ist eigentlich jeder Kandidat ein Selbstdarsteller. Das muss er oder sie ja auch sein, schließlich ist es ja das erklärte Ziel, den Zuschauer davon zu überzeugen, dass man selbst derjenige welche ist, der das Zeug dazu hat, den Dschungelthron zu besteigen.
Das spannende ist nun, zu beobachten, wie sich die Kandidaten bei dieser Mission schlagen. Zur Perfektion hat es besagte Sarah Knappik, Verzeihung Dingens, getrieben. Diese "Ich scheiße auf alle anderen" Attitüde gepaart mit der "Warum hat mich keiner Lieb" Heulerei stellt die anderen Teilnehmer vor ungeahnte Herausforderungen. Es ist im Prinzip unmöglich, sich ob dieses krassen Verhaltens seine im Vorfeld schön zurechtgelegte Dschungelidentität aufrecht zu erhalten. Der Zuschauer sieht echte Emotionen, zwar von RTL inszeniert und zurechtgeschnitten, aber echt. Der Zuschauer fiebert mit und wird schließlich unweigerlich mit der Frage konfrontiert, wie er sich in dieser Situation verhalten würde.
Man mag es kaum für möglich halten, aber dieser Untergang des Abendlandes bewirkt Selbstreflexion. Da kann ich noch so viele Dokumentationen über das Paarungsverhalten des Ostafrikanischen Nacktkolibris oder Kunstfilme über einen taubstummen russischen Balletttänzer ohne Arme und Beine angucken, über mich und mein Verhalten mache ich mir danach keine Gedanken.
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