Dienstag, 26. März 2013
Ein Kommentar
kurtinho, 19:59h
Ich habe es wieder getan. Ich konnte nicht anders. Es ist wie eine Droge, an die man nur allzu leicht herankommt. Eigentlich weiß man ja, wie das endet, aber man will ja nur ganz kurz... Nur ein kleines bisschen... Aber dieses bisschen reicht und es ist um einen geschehen. Wovon ich rede? Von der Kommentarsektion auf Internetseiten, am konkreten Beispiel von Spiegel Online.
Ursprünglich gedacht, um eine Diskussion zum dargebotenen Thema anzukurbeln, verkommt sie heute zur anonymen Bühne für Selbstdarsteller, denen Facebook zu profan und "gefährlich" ist. Jeder erdenkliche Artikel, der Kommentare zulässt, wird kritisiert oder zumindest dazu benutzt um gegen etwas anderes zu hetzen. Dies führt sogar zu Auswüchsen wie Kommentaren zu Artikeln, welche das Nichtvorhandensein der Kommentiermöglichkeit unter einem anderen Artikel kritisieren... Alles schon erlebt...
Aber in der Regel stehen die Meinungen der Leser schon in irgendeiner Form im Zusammenhang mit dem zugrundeliegenden Artikel. Dabei lassen sich die Kommentare in folgende Kategorien unterteilen:
Zustimmung
Zustimmung gibt es natürlich immer, zu egal welchem Thema, man braucht nur genug Leser. Allerdings muss man bei den Zustimmern unterscheiden. Stimmen sie der Aussage des Artikels einfach nur zu oder benutzen sie ihn zur Untermauerung ihrer persönlichen Meinung zu einem anderen Sachverhalt? Ist Zweiteres der Fall, wird sich die Diskussion wahrscheinlich schneller in eine artikelfremde Richtung entwickeln, als man "Kommentiersektion" sagen kann. Dann nämlich wird anhand des Artikels ein viel größerer "Skandal" angeprangert, dessen Auswirkungen in dem entsprechenden Artikel beschrieben werden. Wenn z.B. über die wirtschaftlichen Auswirkungen des langen Winters berichtet wird, wird dies dankend als Vorlage gegen die "Klimarettungshörigkeit" unserer Kanzlerin angenommen und eine Debatte über die Existenz des Klimawandels angestoßen.
Ablehnung
Die Ablehnung der Aussage des Artikels kann verschiedene Gründe haben.
Der einfachste Fall ist natürlich, er ist sachlich falsch. Dies sollte einer hochfrequentierten Nachrichtenseite aber nicht passieren, weswegen dies theoretisch nur in den seltensten Fällen vorkommen sollte. Aber weit gefehlt! Wenn man im Internet nur lange genug sucht, findet man für alles eine mehr oder weniger gut fundierte Gegenposition und man kann davon ausgehen, dass diese im Kommentarbereich breitgetreten wird.
Ein anderer Grund, warum ein Artikel von den Lesern niedergemacht wird, ist die angebliche Befangenheit des Autors. Schließlich wird die heutige Welt nur noch und ausschließlich von der Regierung oder Lobbyisten gesteuert, wobei da der Übergang angeblich mehr als nur fließend sein soll. Somit ist der Artikel, auf den sich bezogen wird in keinster Weise neutral und entspricht nicht der Wahrheit, die ich hören möchte.
Ein dritter Grund der Ablehnung ist die fehlende Sachkompetenz des Autors, welche gerne auch in Personalunion mit Punkt zwei einher geht. Der Autor hat sich, wenn überhaupt, nur oberflächlich mit der Materie auseinandergesetzt und verbreitet nur Unwahrheiten. Aus reinem Gerechtigkeitssinn fühlt sich der Kommentierer somit gezwungen, dies richtig zu stellen. Das ginge ja gar nicht an, wenn so etwas unkommentiert stehen bliebe.
Der Untergang des Abendlandes
Dies ist mein persönlicher Favorit unter den Kommentaren. Er steht mit Punkt "Zustimmung, da Untermauerung der eigenen Meinung" in engem Zusammenhang, wenn nicht sogar in direkter Abhängigkeit. Jede noch so unbedeutende Nachricht kann im Grunde dazu verwendet werden, den Untergang des Abendlandes auszurufen. Man könnte dies schon fast als Sport bezeichnen. Wer schafft es als erster, aus einem vollkommen irrelevanten Thema der heutigen Gesellschaft als erster einen Strick zu drehen? Besonders die Populärkultur muss dafür herhalten, denn schließlich ist die Kultur von heute immer der von gestern unterlegen.
Hier kommen wir zu einer Besonderheit, die nur die halbwegs anspruchsvollen und seriösen Nachrichtenportale betrifft. Die in den eigenen Augen ebenso anspruchsvolle und seriöse Klientel. Da man natürlich seine Informationen nicht von so einem Dreck wie "BLÖD.de" (übrigens eine genauso beliebte Verballhornung, wie das verpönte "Fratzenbuch") beziehen möchte, geht man auf die Seiten der bekannten seriösen Zeitungen und Magazine und hebt sich somit vom niederen Pöbel ab. Glaubt man zumindest... Wenn dann aber auch hier über so abartige Sachen wie das Dschungelcamp, DSDS, Wetten, dass? und dergleichen berichtet wird, wird in schöner Regelmäßigkeit der Untergang des Abendlandes verkündet. besonders die Berichterstattung über das Dschungelcamp auf Spiegel Online hat sich als eine unerschöpfliche Quelle erwiesen, wurde doch zwei Wochen lang jeden Tag eine Zusammenfassung der letzten Folge präsentiert. Es war schon erstaunlich, wie sich nach dem 10. Artikel dieser Art immer noch Leute mit Inbrunst über dieses Ekel-TV echauffieren konnten und wie SPON dazu (ver)kommen kann, dies auch noch zu propagieren.
Damit einher geht auch gerne das Aufregen über die anderen, gerne auch "der deutsche Michel" genannt. Dieser deutsche Michel steht für den dummen, dem Herdentrieb folgenden Mitbürger, der artig die aktuelle Regierung wählt ohne sie kritisch zu hinterfragen und abends RTL guckt, wo er die Themen wiederfindet, über die er morgens noch in der BILD, oh Verzeihung, BLÖD, gelesen hat. (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Michel). Wenn sonst nichts mehr geht, ist er an allem schuld, weil zu blöd oder zu faul ist, etwas zu ändern. Er nimmt alles hin, was ihm vorgesetzt wird. Er ist der Lemming, der mit der Gruppe den Abhang hinunterstürzt. Aber vor allem ist er da, damit sich der "Intelektuelle" besser fühlen kann. Dann hat er nämlich jemanden, auf dem er herumhacken kann um sich besser zu fühlen, ohne dass man befürchten muss, dafür die Konsequenzen ernten zu müssen.
Verschwörung
Was ebenfalls gut läuft, sind Verschwörungstheorien. Gerne auch unter der Zuhilfenahme der vorherigen Kategorien. Was man sich aber generell merken kann, alles was in der Wirtschaft und Politik Rang und Namen hat ist böse. Hauptsächlich, weil man korrupt ist und unmoralisch und nur auf den eigenen Profit aus und überhaupt. Banken sind seit der Wirtschaftkrise eh unten durch und bilden mit den Energieversorgern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die dunkle Seite der Macht. Die Pläne für einen Todesstern liegen unter Garantie in einer von deren Schubladen, direkt neben den Geldpaketen für die zu bestechenden Politiker und den Gehältern für die Lobbyisten, welche als Abgeordnete getarnt im Bundestag sitzen...
All das sorgt dafür, dass, wenn ich mich mal wieder in den Kommentarbereich verirre, mein Puls ansteigt und ich einen undefinierbaren Hass auf diese Menschen bekomme, weil sie meinen, ihre Meinung sei das einzig wahre und sie hätten die Weisheit im Gegensatz zu allen anderen mit Löffeln gegessen. Dabei sind sie nichts anderes, als selbstgerechte Klugscheißer, die einen auf dicke Hose machen wollen.
Interessanterweise würde ich so etwas auch über diese ganzen Kinder behaupten, die das Internet bevölkern und auf ihren entsprechenden Plattformen rumtrollen und Flamewars anzetteln, die dann in Beleidigungsorgien ausufern. Wer weiß, vielleicht fällt der Apfel ja tatsächlich nicht so weit vom Stamm...
Ursprünglich gedacht, um eine Diskussion zum dargebotenen Thema anzukurbeln, verkommt sie heute zur anonymen Bühne für Selbstdarsteller, denen Facebook zu profan und "gefährlich" ist. Jeder erdenkliche Artikel, der Kommentare zulässt, wird kritisiert oder zumindest dazu benutzt um gegen etwas anderes zu hetzen. Dies führt sogar zu Auswüchsen wie Kommentaren zu Artikeln, welche das Nichtvorhandensein der Kommentiermöglichkeit unter einem anderen Artikel kritisieren... Alles schon erlebt...
Aber in der Regel stehen die Meinungen der Leser schon in irgendeiner Form im Zusammenhang mit dem zugrundeliegenden Artikel. Dabei lassen sich die Kommentare in folgende Kategorien unterteilen:
Zustimmung
Zustimmung gibt es natürlich immer, zu egal welchem Thema, man braucht nur genug Leser. Allerdings muss man bei den Zustimmern unterscheiden. Stimmen sie der Aussage des Artikels einfach nur zu oder benutzen sie ihn zur Untermauerung ihrer persönlichen Meinung zu einem anderen Sachverhalt? Ist Zweiteres der Fall, wird sich die Diskussion wahrscheinlich schneller in eine artikelfremde Richtung entwickeln, als man "Kommentiersektion" sagen kann. Dann nämlich wird anhand des Artikels ein viel größerer "Skandal" angeprangert, dessen Auswirkungen in dem entsprechenden Artikel beschrieben werden. Wenn z.B. über die wirtschaftlichen Auswirkungen des langen Winters berichtet wird, wird dies dankend als Vorlage gegen die "Klimarettungshörigkeit" unserer Kanzlerin angenommen und eine Debatte über die Existenz des Klimawandels angestoßen.
Ablehnung
Die Ablehnung der Aussage des Artikels kann verschiedene Gründe haben.
Der einfachste Fall ist natürlich, er ist sachlich falsch. Dies sollte einer hochfrequentierten Nachrichtenseite aber nicht passieren, weswegen dies theoretisch nur in den seltensten Fällen vorkommen sollte. Aber weit gefehlt! Wenn man im Internet nur lange genug sucht, findet man für alles eine mehr oder weniger gut fundierte Gegenposition und man kann davon ausgehen, dass diese im Kommentarbereich breitgetreten wird.
Ein anderer Grund, warum ein Artikel von den Lesern niedergemacht wird, ist die angebliche Befangenheit des Autors. Schließlich wird die heutige Welt nur noch und ausschließlich von der Regierung oder Lobbyisten gesteuert, wobei da der Übergang angeblich mehr als nur fließend sein soll. Somit ist der Artikel, auf den sich bezogen wird in keinster Weise neutral und entspricht nicht der Wahrheit, die ich hören möchte.
Ein dritter Grund der Ablehnung ist die fehlende Sachkompetenz des Autors, welche gerne auch in Personalunion mit Punkt zwei einher geht. Der Autor hat sich, wenn überhaupt, nur oberflächlich mit der Materie auseinandergesetzt und verbreitet nur Unwahrheiten. Aus reinem Gerechtigkeitssinn fühlt sich der Kommentierer somit gezwungen, dies richtig zu stellen. Das ginge ja gar nicht an, wenn so etwas unkommentiert stehen bliebe.
Der Untergang des Abendlandes
Dies ist mein persönlicher Favorit unter den Kommentaren. Er steht mit Punkt "Zustimmung, da Untermauerung der eigenen Meinung" in engem Zusammenhang, wenn nicht sogar in direkter Abhängigkeit. Jede noch so unbedeutende Nachricht kann im Grunde dazu verwendet werden, den Untergang des Abendlandes auszurufen. Man könnte dies schon fast als Sport bezeichnen. Wer schafft es als erster, aus einem vollkommen irrelevanten Thema der heutigen Gesellschaft als erster einen Strick zu drehen? Besonders die Populärkultur muss dafür herhalten, denn schließlich ist die Kultur von heute immer der von gestern unterlegen.
Hier kommen wir zu einer Besonderheit, die nur die halbwegs anspruchsvollen und seriösen Nachrichtenportale betrifft. Die in den eigenen Augen ebenso anspruchsvolle und seriöse Klientel. Da man natürlich seine Informationen nicht von so einem Dreck wie "BLÖD.de" (übrigens eine genauso beliebte Verballhornung, wie das verpönte "Fratzenbuch") beziehen möchte, geht man auf die Seiten der bekannten seriösen Zeitungen und Magazine und hebt sich somit vom niederen Pöbel ab. Glaubt man zumindest... Wenn dann aber auch hier über so abartige Sachen wie das Dschungelcamp, DSDS, Wetten, dass? und dergleichen berichtet wird, wird in schöner Regelmäßigkeit der Untergang des Abendlandes verkündet. besonders die Berichterstattung über das Dschungelcamp auf Spiegel Online hat sich als eine unerschöpfliche Quelle erwiesen, wurde doch zwei Wochen lang jeden Tag eine Zusammenfassung der letzten Folge präsentiert. Es war schon erstaunlich, wie sich nach dem 10. Artikel dieser Art immer noch Leute mit Inbrunst über dieses Ekel-TV echauffieren konnten und wie SPON dazu (ver)kommen kann, dies auch noch zu propagieren.
Damit einher geht auch gerne das Aufregen über die anderen, gerne auch "der deutsche Michel" genannt. Dieser deutsche Michel steht für den dummen, dem Herdentrieb folgenden Mitbürger, der artig die aktuelle Regierung wählt ohne sie kritisch zu hinterfragen und abends RTL guckt, wo er die Themen wiederfindet, über die er morgens noch in der BILD, oh Verzeihung, BLÖD, gelesen hat. (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Michel). Wenn sonst nichts mehr geht, ist er an allem schuld, weil zu blöd oder zu faul ist, etwas zu ändern. Er nimmt alles hin, was ihm vorgesetzt wird. Er ist der Lemming, der mit der Gruppe den Abhang hinunterstürzt. Aber vor allem ist er da, damit sich der "Intelektuelle" besser fühlen kann. Dann hat er nämlich jemanden, auf dem er herumhacken kann um sich besser zu fühlen, ohne dass man befürchten muss, dafür die Konsequenzen ernten zu müssen.
Verschwörung
Was ebenfalls gut läuft, sind Verschwörungstheorien. Gerne auch unter der Zuhilfenahme der vorherigen Kategorien. Was man sich aber generell merken kann, alles was in der Wirtschaft und Politik Rang und Namen hat ist böse. Hauptsächlich, weil man korrupt ist und unmoralisch und nur auf den eigenen Profit aus und überhaupt. Banken sind seit der Wirtschaftkrise eh unten durch und bilden mit den Energieversorgern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die dunkle Seite der Macht. Die Pläne für einen Todesstern liegen unter Garantie in einer von deren Schubladen, direkt neben den Geldpaketen für die zu bestechenden Politiker und den Gehältern für die Lobbyisten, welche als Abgeordnete getarnt im Bundestag sitzen...
All das sorgt dafür, dass, wenn ich mich mal wieder in den Kommentarbereich verirre, mein Puls ansteigt und ich einen undefinierbaren Hass auf diese Menschen bekomme, weil sie meinen, ihre Meinung sei das einzig wahre und sie hätten die Weisheit im Gegensatz zu allen anderen mit Löffeln gegessen. Dabei sind sie nichts anderes, als selbstgerechte Klugscheißer, die einen auf dicke Hose machen wollen.
Interessanterweise würde ich so etwas auch über diese ganzen Kinder behaupten, die das Internet bevölkern und auf ihren entsprechenden Plattformen rumtrollen und Flamewars anzetteln, die dann in Beleidigungsorgien ausufern. Wer weiß, vielleicht fällt der Apfel ja tatsächlich nicht so weit vom Stamm...
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