Montag, 30. Juli 2012
Das Biotop Fitnessstudio
Dank einer Welt, in der das Laufen von A nach B als Rückschritt erachtet wird (pun intended), muss der moderne Mensch anderweitig nach körperlicher Ertüchtigung Ausschau halten. Nicht selten landet er dabei in Etablissements, die sich Fitnessstudio (danke für dieses orthografische Kleinod, liebe Rechtschreibreform) oder umgangssprachlich auch Muckibude schimpfen.
Hat man die Hürde der Anmeldung überwunden, so stellt sich im Laufe der nächsten Besuche heraus, zu welchem Besuchertyp man gehört. Diese stellen sich wie folgt dar:

Der Normalo
Der Normalo ist langweilig. Er kommt regelmäßig, ist freundlich zu allen und zieht seinen Trainingsplan durch. Sein Handy benutzt er beim Training als MP3-Player.

Der Gewissensgetriebene
Der Gewissensgetriebene kommt nur sehr unregelmäßig. Jedes Mal, wenn er kommt kriegt er von der aufgebrezelten Tussi am Eingang den Anmeldebogen hingehalten, weil seine Intervalle größer sind, als die durchschnittliche Laufbahn der Anmeldedamen in dem Laden. Er kommt, weil er vor einem Monat ausversehen seitlich zum Spiegel stand und entsetzt den Tumor entdeckt hat, der sich da unbemerkt zwischen Brust und Hüfte entwickelt hat. Auch er benutzt sein Handy ausschließlich zum Hören von ABBA, Queen und Boney M. Nach drei Wochen ist er auch schon wieder weg. Der Gewissensgetriebene, nicht der Tumor…

Der Alteingesessene
Der Alteingesessene kommt rein und begrüßt jeden mit Handschlag, einfach weil er wirklich jeden kennt (auch den Gewissensgetriebenen und das will was heißen). Er hat mindestens 50 Lenze auf dem Buckel und geht schon seit 30 Jahren in den Laden (auch wenn der erst vor 15 Jahren aufgemacht hat). Für sein Alter hat er eine ordentliche Figur und hält noch immer mit den Jungspunden mit, die sich um ihn scharen, während er von damals erzählt. Der Alteingesessene braucht keine Musik zum trainieren, aber sein Handy hat er trotzdem dabei, falls die Frau oder die Kinder anrufen.

Das Tier
Das Tier lebt quasi im Fitnessstudio. Wenn es reinkommt, wird die gesamte Belegschaft erst einmal mit einem zärtlichen „FICKÖÖÖÖN!“ begrüßt. Anschließend wird sich beim Warmmachen quer durch den ganzen Laden zugebrüllt, wie geil das letzte Wochenende doch war und wieviele Kilos man beim letzten Mal doch tatsächlich gedrückt hat. Während des Trainings stößt das Tier meist Urschreie aus, die selbst gestandene Neandertaler in die Flucht getrieben hätten. Rein optisch ist das Tier ca. 2,50 hoch und 1,80 breit, trägt ein tief ausgeschnittenes Muskelshirt und arbeitet entweder als Mechaniker, im Lager oder aufm Bau. Sein Handy hat er immer dabei, kann ja sein das jemand genau jetzt durchs Telefon angebrüllt werden möchte. Das ist aber nichts im Vergleich zu

Der Poser
Der Poser ist ein Phänomen. Er ist eigentlich immer da, er sieht auch halbwegs trainiert aus, aber man sieht ihn nie dabei! Er ist überall, quatscht mit jedem und hat ständig sein Handy in der Hand, weil er schreibt, liest, surft oder telefoniert. Sein Standardsatz ist „Jaa nä, kann grad nisch, bin im Fitnßschdudjo. Rufmisch später nochma an, kay?“ Oft sieht man ihn auch mit dem Tier und dem Alteingesessenen zusammenstehen und diskutieren, wieviel das Tier beim nächsten Mal auf die Stange packen soll.

Die Jungspunde
Die Jungspunde haben sich erst vor kurzem unter der Angabe von Muttis Sparkassenkonto in dem Studio angemeldet, weil sie festgestellt haben, dass Muskeln, im Gegensatz zu den Haaren in bestimmten Körperregionen, nicht einfach von so kommen. Sie sind vor allem am Anfang sehr fleißig und präsentieren stolz die ersten Erfolge vor dem Spiegel. Mit der Zeit legt sich dieser Eifer, dafür nimmt man sich jetzt eher Zeit für die Tipps vom Alteingessenen. Ihre Handys benötigen sie, um Fotos von sich und ihrem Fortschritt zu machen, möglichst mit nacktem Oberkörper vor einem Spiegel. Irgendwie gelangen diese Fotos dann auf Witzeseiten im Internet und werden schließlich auf Facebook verbreitet.

„Frauen“
Gerüchtehalber habe ich davon gehört, dass auch vereinzelt Frauen in Fitnessstudios gesichtet worden sein sollen. Ich persönlich glaube aber eher, dass es sich dabei um eine Ungenauigkeit in der Beschreibung handelt. Ja es gibt Frauen in Fitnessstudios, aber wenn, dann nur in zusammengepferchter Form in abgeschlossenen Räumen. Dort werden sie dann mit immer neuen Beschäftigungstherapien von den überflüssigen Pfunden befreit. War es früher noch Aerobic, heißt es heute Spinning, Pilates oder Zumba. Naja, Twix hieß ja früher auch mal Raider… Die Frauen brauchen keine Handys beim Sport, schließlich gehen sie ja mit ihrer besten Freundin dahin und quatschen sich Kottelets für ne ganze Fußballmannschaft plus Trainer und Betreuerstab an die Backen.

Es muss erwähnt werden, dass es durchaus auch Mischformen der einzelnen Kategorien gibt und einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich auch nicht. Aber im Großen und Ganzen wird die Klientel eines Fitnessstudios damit schon treffend beschrieben.

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Montag, 2. Juli 2012
Ich mag Tiere
Ich mag Tiere. In den verschiedensten Variationen: gekocht, gebraten, frittiert, gegrillt und was auch immer. Und ja, ich bin mir bewusst, dass diese Tiere vorher dafür sterben mussten. Wäre auch blöd, sonst würden die beim Zubereiten immer wieder abhauen…
Spätestens hier werden manche Leute Schnappatmung bekommen, denn wie kann der Mensch es bloß mit seinem Gewissen vereinbaren, dass ein unschuldiges Lebewesen für das eigene Wohl sein Leben lassen muss?
Nun ja, der Schlüssel liegt in zwei Worten: seinem Gewissen. Ich für meinen Teil sehe kein Problem darin, dass Tiere wegen Leuten wie mir geschlachtet werden. Ich akzeptiere auf der anderen Seite aber auch die Leute, die sagen, dass sie dies nicht wollen, da dies ihr ureigenstes Recht ist. Wenn dies nun alles wäre, würde ich diesen Kommentar hier bestimmt nicht schreiben, also was genau ist mein Problem?
Mein Problem sind die Vegetarier (oder deren Steigerungsform die Veganer), die missionarisch ihre Ansichten jedem ins Gesicht drücken müssen, der es nicht sehen oder hören will. Und das sage ich nicht, weil ich diese wunderschönen Bilder, Berichte oder sonst was nicht sehen und weiter in meiner heilen Fleischwelt leben will. Sondern weil es einfach nervt! Ja, ich weiß, dass das Schlachten von Tieren keine schöne Angelegenheit ist und wenn Tiere unter erbärmlichen Umständen gemästet werden finde auch ich das nicht gut. Aber wenn man mir dies immer und immer wieder mit der vor Moral nur so triefenden Keule vor den Kopf knallt, dann steigert dies nicht zwangsläufig meine Aufmerksamkeit zu diesem Thema, sondern ich stumpfe im Gegenteil ab. Hinzu kommen dann so pseudo-schockierende Bilder, auf denen dann z.B. ein Haufen Knochenreste zu sehen ist, mit dem Kommentar „viel Spaß bei euren Gummibärchen“. Ja, danke, werde ich haben! Spätestens seit dem BSE-Ausbruch ist doch bekannt, dass Gelatine aus Knochenresten besteht, warum sollte mich jetzt also ein Bild davon erschüttern?
Ich für meinen Teil wäre sogar bereit, mehr für Fleisch zu bezahlen, wenn dadurch sichergestellt ist, dass die Haltung und Schlachtung der Tiere unter entsprechenden, vorher definierten Bedingungen abgelaufen ist.
Andererseits bin ich auch nur ein Mensch. Ich habe keinen „Metzger meines Vertrauens“ um die Ecke und mal eben in die Kühltheke vom Supermarkt zu greifen ist eine sehr verlockende Möglichkeit. Da gebe ich offen zu, sehe ich bei mir Verbesserungsbedarf.
Aber man muss sich auch vor Augen halten, dass es mir finanziell nicht unbedingt schlecht geht. Doch wie sieht es bei anderen aus? Viele Menschen hätten wahrscheinlich ein größeres Problem damit, wenn sie auf einmal mehr für ihr Essen ausgeben müssten, zumal ich mir auch nicht wirklich sicher bin, ob der Verzicht auf Fleisch bzw. tierische Produkte nicht sogar noch teurer würde.
Ein ganz anderer Aspekt ist die Gesundheit, insbesondere bei Verfechtern der veganen Lebensweise. Ich verzichte hier und jetzt erst einmal auf solche Pauschalaussagen nach dem Motto „Veganismus erzeugt Mangelernährung und macht (langfristig) krank“. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet und genauso, wie der Fleischesser bestimmt irgendwo Studien finden kann, die dies bestätigen (das mit dem Krankmachen, nicht, dass ich kein Experte bin ;-) ), so kann der Veganer dies für seine Sichtweise ebenso tun. So wie ich es aber verstehe, ist es nicht damit getan, darauf zu achten, was ich (nicht) esse, da z.B. Vitamin B12 oder Calcium hauptsächlich über tierische Erzeugnisse aufgenommen werden und dem Körper somit gezielt zusätzlich zugeführt werden muss. Wie es aussieht, wird gerade aus diesem Grund unter bestimmten Umständen von einer veganen Lebensweise abgeraten (Schwangerschaft, Stillzeit, Wachstumsphase, Alter…). Es ist also nicht alles Gold, was glänzt.
Letztenendes ist die Frage, ob ich Fleisch esse oder nicht also eine ganz persönliche Entscheidung (ja, auch wenn die Tiere vorher nicht gefragt werden, ob sie gegessen werden wollen. Aber das Leben ist nunmal kein Ponyhof). Nur weil ich mich moralisch im Vorteil wäge, muss ich andere noch lange nicht mit meiner persönlichen Meinung belästigen bzw. ständig diese Weltverbessererattitüde raushängen lassen.
Das wiederum soll nicht heißen, dass Themen wie Tierhaltung, gesündere Ernährung etc. totgeschwiegen werden sollen, aber kann man nicht einen entsprechenden Rahmen dafür schaffen und dies tun? Vielleicht würde ich mich dann auch mal wirklich mit dem Thema befassen und unter Umständen die eine oder andere Konsequenz daraus ziehen, aber solange ich Veganer mit Nervensägen gleichsetze, wird dies wohl nicht passieren.

P.S.: Es hat schon was leicht ironisches, wenn ich im Internet von veganen Mettigeln lese oder ich veganes Chili „con“ (bzw. in dem Fall dann „sin“) Carne vorgesetzt bekomme ;)

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Sonntag, 8. April 2012
Der Seitenbacher-Terror oder wie ich zum Müsli-Hulk wurde
Ich habe Angst! Ich gebe es zu. Ich habe Angst, morgens mein Radio anzuschalten. Denn ER könnte wieder da sein… ER… Der Seitenbacher Schwabe! Gerade noch hat irgendein austauschbares Pop-Produkt mich im wohligen Wachkoma auf den Weg zum Kühlschrank begleitet, da schallt es aus dem kleinen Kasten zu mir herüber: HAAA JOOO, WEISCHT WASCH, SEIDENBACHER, MUSCHT PROBIERE SEIDENBACHER, ISCH GUT FÜR DIE VERDAUUNG, SEIDENBACHER!!!!!!
Und schon ists vorbei mit dem wohligen Wachkoma. Diese gebündelte Penetranz, mit der dieses „SEIDENBACHER“ quasi wie mit einem Feuerwehrschlauch in meine Gehörgange gepresst wird, lässt mich nicht nur wach werden… Nein! Ich bin nicht nur wach, ich bin auch sofort aggressiv! Zum Glück begegne ich um diese Uhrzeit in der Regel niemandem in meiner Küche, denn es drängen sich unweigerlich Bilder vor mein inneres Auge, wenn ich diesen Schwabmaten morgens höre… Bilder, die nicht gesund sein können. Das eine Bild ist ein gefesselter und geknebelter Schwabe, der in einer verlassenen Lagerhalle sitzt, vor ihm ein Tisch mit 100 Tüten Seitenbacher Müsli. Und ich zwinge ihn alles aufzuessen (natürlich, nachdem ich ihm den Knebel abgenommen habe) und dann frag ich ihn, ob das wirklich immer noch so gesund für seine Verdauung ist, doch er kann mir nicht mehr antworten, denn er ist unter einem Haufen Seitenbacher erstickt… Die anderen Bilder sind recht unterschiedlich, sie reichen von verprügeln über würgen und überfahren bis von einem Hochhaus schmeißen…
Ich sagte ja, diese Bilder sind nicht gesund… Aber andererseits sind sie bestimmt gerechtfertigt. Niemand macht so eine Werbung, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein. Wahrscheinlich haben sich die Macher dieses Spots gefragt, wie man es schaffen kann, dass die Radiohörer Notiz von der Werbung nehmen und nicht über sie hinweghören, wie bei dem ganzen anderen Scheiß, der da tagtäglich läuft. Sowas geht halt nur über Emotionen, nur sollte man sich vorher Gedanken darüber machen, welche Emotionen man da wecken will. Sicher, dieses Dreckszeug hat sich in mein Gedächtnis gebrannt, aber will ich wirklich ein Produkt kaufen, das mich aggressiv macht, sobald ich auch nur seinen Namen höre und drohe jedem an die Kehle zu springen, der es auch nur wagt, dieses Wort in meiner Anwesenheit über die Lippen zu bringen? Seitenbacher ist für mich also im Grunde das, was Aufregung für den Hulk ist, so siehts aus.
Inzwischen habe ich mir eine Fernöstliche Meditationstechnik angeeignet, die mich nicht mehr explodieren lässt, wenn ich irgendwo den Namen Seitenbacher lese oder höre und das Radio versuche ich auch weitestgehend zu vermeiden, denn alle bisherigen Versuche, mich auch beim Anhören des Werbespots unter Kontrolle zu halten sind bisher gescheitert. Das ist auch der Grund dafür, dass ich in meinem Keller gerade an einem revolutionären Gerät arbeite. Sollte es eines Tages funktionieren, wäre es in der Lage innerhalb von Millisekunden einen Seitenbacher-Spot zu erkennen und ihn akustisch mit dem Geräusch eines auf offener Flamme garenden Hamburgers zu überlagern. Wünscht mir Glück, denn sollte ich scheitern und Seitenbacher seine Spots nicht einstellen, wird irgendwann der Tag kommen, an dem ich ihm nicht entrinnen kann… Und dann meine Freunde, dann gnade euch Gott!

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Samstag, 11. Februar 2012
Dokumentierte Realität
Wenn man sich die deutsche Fernsehlandschaft einmal etwas genauer ansieht, so muss dem geneigten Betrachter eigentlich auffallen, dass einem dort eine sehr merkwürde Realität vor die Nase gesetzt wird.
Alles fing mit den Richtershows an, welche ja nun schon wieder kurz vor der medialen Ausrottung stehen. Richterin Barbara Salesch, Richter Alexander Hold, das Familiengericht, das Jugendgericht, Hauptgericht, Nachspeise, alles wurde auf die Zuschauer losgelassen. Erst jetzt wurde der breiten Bevölkerung bewusst, wie hochdramatisch es in deutschen Gerichten zuging. Täglich klagen von Säure verätzte Models ihr Recht ein, werden brutale osteuropäische Zuhälter verurteilt und der Freak von nebenan eines hinterhältigen Anschlags überführt.
Darauf folgten dann die Spin-Offs à la Lenßen und Partner und diverse Polizeiformate welche dann mit den Gerichtsshows ein magisches, sich selbst wiederverwertendes Dreieck bildeten. Dass man diese Sendungen dann doch sehr schnell als gescriptet, wie man heute so gerne sagt, entlarven konnte, lag ausschließlich an der schon für Seifenoperverhältnisse schlechten schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten (mal ganz abgesehen von der zunehmenden Absurdität der Fälle).

Dieses Prinzip der inszenierten Realität wurde dann auch freudestrahlend im Talkshowsegment aufgenommen. Anscheinend hatte man inzwischen auch die allerletzten echten Freaks ausgegraben und vor die Kamera gezerrt und festgestellt, dass die Unfähigkeit einen geraden deutschen Satz herauszubringen nicht mehr wirklich das beste Mittel ist, um Erfolg zu haben. Einzig die werte Britt hält mit ihrer „Isch hatte zu den Zeit Zecks mit drei Männer un getz uaiß isch nisch, uär von beide der Vatta is“ Sendung die Fahne der klassischen Talkshow hoch. Doch die gescriptete Konkurrenz schläft nicht. Um das magische Gerichtsdreieck noch weiter auszuschlachten wurden die Figuren zur Problembewältigung dann entweder zu Dr. Verena Breitenbach (Klientel 16-25 Jahre) oder Angelika Kallwass (ab 25 Jahren) geschickt, die dann psychologisch wertvoll dafür gesorgt haben, dass der aufmüpfige Marvin endlich einsieht, dass er seine unterdrückten homosexuellen Gefühle nicht durch Gewalt an den Barbiepuppen seiner kleinen Schwester auslassen darf oder dass Horst endlich damit klarkommt, dass seine nymphomane Frau gar nicht anders kann, als mit jedem Kerl in die Kiste zu steigen, der ihr über den Weg läuft.

Aber das war ja im Grunde nur die Spitze des Eisberges der deutschen Gesellschaft. Also dachte man sich schnell den Marketingspruch „Nichts ist spannender als das wahre Leben“ aus und ließ ein neues Monster auf die Fernsehzuschauer los: „Mitten im Leben“ mit samt seinen Klonen zeigte die ganz normale Realität hinter deutschen Wohnungstüren. Interessant, dann empfängt halb Deutschland also Hartz IV, trägt Ed Hardy und das Inzuchtverbot wurde schon vor langem aufgehoben. Außerdem sind die Deutschen wohl rein genetisch nicht in der Lage im Urlaub treu zu bleiben und haben das Studium der Gebrauchsanleitung ihrer Verhütungsmittel nach einer Woche verzweifelt aufgegeben.

Demgegenüber stehen dann die Sender, die tatsächlich noch Dokumentationen zeigen möchten, die mit dem „Alltag“ der Deutschen nicht unbedingt etwas zu tun haben. Früher ist ein Heinz Sielmann noch mit seiner Kamera in den Jeep gestiegen und hat sich unter Afrikas Wildtierherden gemischt um uns die Welt näher zu bringen. Heute gibt’s das Internet, auf Knopfdruck und sofort. Wie kann man also die Menschen zum Zuschauen bewegen?
Dazu gibt es zwei Ansätze. Der erste ist relativ kostengünstig, spart man sich doch die ganze Weltreiserei und den ganzen Stress, wenn man einfach sämtliche Zoos in Deutschland abklappert und das Emotionszentrum im menschlichen Gehirn mit Bildern von süßen kleinen Knuddeltieren und dramatischen Lebensrettungsversuchen von Tierärzten stimuliert. Das mit den Tierärzten ist eh sehr schlau, denn welches kleine Mädchen zwischen 7 und 14 will nicht Tierärztin werden? Das Publikum ist somit eindeutig definiert und besitzt in der Regel XX-Chromosomen.
Der zweite Ansatz geht in die entgegengesetzte Richtung und richtet sich somit an das männliche Geschlecht. Dort muss es in der Regel spektakulär zugehen. Dabei zeichnen sich drei grundlegende Richtungen ab, nämlich Technik und Wissenschaft, Überleben und Essen. Drei Sachen, die Männer als ihre ureigensten Stammgebiete ansehen.
Eine typische Reportage der ersten Kategorie wäre dann zum Beispiel “Wie sieht die Welt in 1000 Jahren ohne den Menschen nach einem Alienangriff auf einem Flugzeugträger nach einem Kometeneinschlag aus, wenn ein Velociraptor schneller als das Auge gegen einen Säbelzahntiger kämpft?“ Die Macher dieser Sendungen suchen offensichtlich gezielt nach Themen, die absolut keine Relevanz für Ottonormalzuschauer haben, sich aber spektakulär anhören und von irgendwelchen Experten (meistens Professoren von Universitäten aus aller Welt) mit Fakten unterfüttert werden. Sofern man von Fakten sprechen kann, wenn man über einen hypothetischen Alienangriff, eine Erde, die von jetzt auf gleich vom Menschen entvölkert ist oder den Ausgang eines Kampfes zwischen einem Velociraptor und einem Säbelzahntiger referiert (zwei dieser Themen habe ich tatsächlich schon im Fernsehen gesehen!).
Die zweite Kategorie geht wieder zurück zur Natur und zwar im wörtlichen Sinne. Ein oder zwei Menschen begeben sich in die entferntesten Winkel dieser Erde und zeigen, wie man dort überleben kann. Meister aller Klassen ist für mich in dieser Kategorie Bear Grylls, ehemaliger britischer Elitesoldat, der einfach alles kann. Er kann auf alles klettern, er kann alles aushalten, er kann alles essen und er kann überall schlafen. Wie man sehen kann, ist er damit zusehends in größerer Gesellschaft. Inzwischen lassen sich sogar schon Hippies und Ehepaare auf ihren Überlebenstrips filmen. Wobei man anmerken muss, dass auch hier die Realität ein wenig zurecht gebogen wird (natürlich nur, um dem Zuschauer noch besser veranschaulichen zu können, wie man überlebt). So war es doch schon ein sehr großer Zufall, als z.B. Bear Grylls sich durch den amerikanischen Westen gekämpft hat, eine Eisenbahnbrücke hochgeklettert ist und schließlich in letzter Sekunde aus einem Eisenbahntunnel herausgesprungen ist, bevor er von einem Zug fast überrollt wurde.
Die dritte Kategorie klingt dagegen schon fast langweilig. Ein Typ wird dabei gefilmt, wie er um die Welt fliegt und isst. Spannend wird das Ganze aber, wenn die Sachen, die er aufgetischt bekommt einer Dschungelprüfung alle Ehre machen würden. Dies ist zwar nicht immer der Fall, aber gerade diese Szenen machen den Reiz aus. Besondere Highlights, an die ich mich erinnere, wären da zum Beispiel diverse Augen, Hoden oder der verrottete Anus eines Wildschweins. Interessant ist auch, dass vieles, was der gewöhnliche, kulturell eher westlich zuzuordnende Zuschauer als exotisch ansehen würde im Zweifelsfall nach nichts oder nach Hähnchen schmecken soll.

Natürlich gibt es im deutschen Fernsehen auch noch andere Dokumentationen (Themenschwerpunkte Antike, Bibel, Ordnungshüter, 2. Weltkrieg und Hitlers Architekten, Frauen, Angestellte, Haustiere, Fensterputzer und Untermieter). Die laufen dann, wenn man die anderen Dokus nicht mehr zeigen kann, weil der Zuschauer nach der fünften Wiederholung inzwischen begriffen hat, dass ein Velociraptor auf einem Flugzeugträger nach einem Kometenangriff gegen ein Alien gewinnen würde, wenn es den Menschen seit 1000 Jahren nicht mehr gäbe.

Zum Schluss bleibt zu sagen, dass jeder die Realität geboten bekommt, die er verdient. Wer mittags Mitten im Leben guckt hat nämlich ganz andere Sorgen als derjenige, der abends bei einem Raupen kauenden Engländer im indonesischen Dschungel einschläft.

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Freitag, 30. Dezember 2011
zwei-null-eins-eins
So, endlich sind die ganzen Rückblicke auf das Jahr 2011 im Fernsehen durch. Fast hätte ich ja auch vergessen, dass der werte Herr von und zu Guttenberg das fleischgewordene Synonym für Strg+C geworden ist. Oder dass in Japan durch ein Erdbeben mit anschließendem Tsunami 16.000 Menschen gestorben sind. Ach ja, und dass anschließend Fukushima in die Luft geflogen ist. Oder dass wird kurz vor der Ausrottung durch EHEC standen. Oder dass dieser irre Norweger unzählige Menschen einfach niedergemetzelt hat. Oder dass wir seit diesem Jahr urplötzlich braunem Terror ausgesetzt sind. Oder dass die Euro-Zone kurz vor dem finanziellen Kollaps steht, wenn sich unsere auf Entscheidungsfreude konditionierten Politiker, nicht mal bald auf eine konsequente Maßnahme einigen können.
Aber hey, es gab auch gute Seiten. Vollkommen überraschend darf S21 gebaut werden, weil die ganzen Wutbürger aus allen Schichten der Gesellschaft auf einmal doch nicht den Willen aller Baden Württemberger repräsentiert haben. Außerdem kann Arabien anscheinend auch Demokratie ohne die Initialzündung des amerikanischen Militärs. Das wiederum hat es dieses Jahr dafür endlich geschafft, dass sich unsere Kanzlerin bei dem ganzen Euro-Chaos mal wieder freuen kann, weil endlich der dusselige Bin Laden zur Strecke gebracht worden ist. Zu guter Letzt ziehen sich die amerikanischen Streitkräfte auch noch aus dem Irak zurück und Kim Jong Il gibt von sich aus den Löffel ab. Gut, Kim Jong Un scheint keinen Deut besser zu sein, aber einer weniger ist einer weniger... Und die Bayern sind nicht Meister geworden!

Auf ein spannendes 2012...

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Mittwoch, 30. Juni 2010
Heute lernte ich hassen...
Normalerweise bin ich ein ausgeglichener Mensch. Ich rege mich nicht allzu schnell auf und bin auch sonst ein gar freudiger Geselle.
Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf... Mittwoch, 30. Juni. Feierabend... jetzt noch auf dem Heimweg schnell was einkaufen (huch, wie kann das bisschen 41 Euro kosten? Egal...) und dann ab nach Hause. Dachte ich...
Schon das Wetter hat sich gegen mich verschworen. Alles über 25°C in Kombination mit mehreren Menschen in einem abgeschlossenen Raum treibt mir den Schweiß aus allen Poren (vorzugsweise im Stirn und Rückenbereich). Wenn dann auch noch der Rucksack und die Tüte mit den Einkäufen hinzukommen steigert dies den Schweißfluss noch einmal ungemein.
Naja, was solls, sind ja nur ein paar Minuten Bahnfahrt und ein paar Minuten laufen, dann bin ich ja zu Hause. Dachte ich...
Skeptisch werde ich , als anstelle der noch verbleibenden Zeit nur die Abfahrtszeit vom Fahrplan auf der Anzeige angezeigt wird. Irgendwann kommt eine Durchsage. Irgendwas von wegen Defekt eines Fahrzeuges im Tunnel. Weiterfahrt verzögert sich erheblich… Wenn wenigstens früh genug bescheid gesagt worden wäre, hätte man ja noch Zeit genug gehabt einen Bus zu nehmen, der in etwa in dieselbe Richtung fährt, aber dem netten Menschen der Verkehrsbetriebe ist das natürlich nicht eingefallen (wieso auch, er arbeitet ja schließlich bei den Verkehrsbetrieben...) so dass man ersteinmal zwangsläufig zum Warten verdonnert ist. Habe ich erwähnt, dass es warm ist und ich schnell schwitze?
Gut, was also tun? Naja, erstmal warten, das ist klar und zur Überbrückung der Zeit noch ein bisschen mit dem Handy im Internet surfen (Wulff muss in den dritten Wahlgang, HAHA). Oha, der Akku geht zur Neige, hören wir mal lieber auf... Zwischendurch immer mal wieder der Blick auf die Anzeigetafel, irgendwie passte da was nicht... angeblich noch 6 Minuten, aber nach 6 Minuten stehen da immer noch 2... Zwischendurch vibriert mein Handy. Es will mir signalisieren, dass der Akku leer ist. Was ja Sinn macht... bei einem leeren Akku...
Die Leute auf dem Bahnsteig werden immer mehr. Die Bahn kommt immer noch nicht und langsam lohnt es sich auch wieder an den Ausweichbus zu denken, der in 3 Minuten kommen würde. Habe ich erwähnt, dass mein Handy vibriert, wenn der Akku leer ist? Kurzentschlossen entscheide ich mich, zum Busbahnsteig zu wechseln. Da sind bestimmt nicht so viele Leute und in dem Bus gibt’s bestimmt ne Klimaanlage. Dachte ich…
Natürlich hat auch der Bus Verspätung, allerdings nicht gravierend. Aber er ist schon bei der Ankunft voll und es steigen urplötzlich doch mehr Leute ein, als ich gedacht habe. Wo kommen die alle her? Gut, muss ich halt stehen.
Die Klimaanlage funktioniert NICHT. Habe ich erwähnt, dass ich schnell schwitze? Der Bus fährt los, endlich… Mein Handy vibriert inzwischen alle 5 Minuten, weil der Akku leer ist. Mir ist warm und ich habe gekühlte Sachen in einer ungekühlten Tüte, die ich zwischen meinen Beinen platziere. Böser Fehler! Der Bus fährt eine enge Kurve, ich kann mich kaum auf den Beinen halten und die Tüte kippt um.
Habe ich schon erwähnt, dass ich schnell schwitze und dass mein Handy alle 5 Minuten vibriert weil mein Akku leer ist?
Ich atme tief durch. Eigentlich hält der Bus nicht allzu weit von meiner Wohnung, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dem entgehen zu müssen. Gleich kommt eine Haltestelle, an der sich Bus und Bahn kreuzen. Das ist meine Chance und ich nutze sie. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass einfach unerträglich warm in dem Bus ist und ich schnell schwitze? Mein Handy vibriert…
An der Haltestelle atme ich seit langem einmal wieder frische Luft, während die Autos auf der Hauptstraße an mir vorbeifahren. Ich laufe hinüber zur Straßenbahnhaltestelle und warte ein paar Minuten. Die Bahn kommt wirklich. Ich steige ein und kann endlich für kurze Zeit die Taschen abstellen, ich komme nämlich sehr schnell ins Schwitzen bei solchen Temperaturen. Mein Handy vibriert.
Gleich bin ich zu Hause. Endlich…

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Mittwoch, 21. Oktober 2009
Archlochkinder
Sie sind überall und es kann jeden treffen... Aus heiterem Himmel schlagen sie zu und man kann nichts dagegen tun... Arschlochkinder und ihre ausgewachsenen Pendants!
Dabei sind die Zeichen doch eigentlich eindeutig. Schon von klein auf sind sie nur am Brüllen und warum? Weil sies können. Nicht etwa, weil sie Hunger haben oder in die Windel gemacht haben oder vielleicht Zähne bekommen... Nein, einfach aus purer Freude am Brüllen!
Weiter gehts dann im Kindesalter. Arschlochkinder haben keine Freunde und wenn doch, dann sind es andere Arschlochkinder. Offiziell spielen sie dann draußen im Garten aber wenn man genau hinsieht, stellt man fest, dass das fröhliche Glucksen daher rührt, dass man einer Spinne auf einer Seite die Beine ausgerissen hat, so dass diese nur noch im Kreis laufen kann. Anschließend schnappt man sich dann ein fliegendes Insekt und reißt ihm die Flügel aus, nur um zu sehen wie es hilflos auf dem Boden umher brummt. In der Schule erkennt man sie außerdem daran, dass sie schon mit dem zarten Alter von 7 Jahren ein so diabolisches Lachen haben, das alle James Bond Bösewichte vor Neid erblassen lassen würde.
In der folgenden Phase fällt es noch leichter diese Archlochkinder zu identifizieren. Hauptsächlich, weil sie mit Ed Hardy Bling-Bling T-Shirt und Mütze ihren Vokuhila spazieren tragen, während in der linken Hand das Handy mittels irgend eines austauschbaren Hip Hop/RnB Interpreten die nähere Umgebunug terrorisiert.
Irgendwann sind diese Arschlochkinder dann ausgewachsene Arschlöcher, die sich in der harten Berufswelt zurecht finden müssen. Da bieten sich dann natürlich besonders Berufe an, in denen man seinen Mitmenschen das Leben besonders schwer machen kann. Viele mögen da zum Beispiel an den Beruf des Zahnarztes denken, doch man sollte sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen. Die meisten Zahnärzte sind einfach nur Sadisten. Ist auch klar, denn dafür ist ein Studium erforderlich, was schon 90% der ehemaligen Arschlochkinder ausschließt.
Prädestinierte Berufe sind schon eher Hausmeister, Gerichtsvollzieher oder, ganz beliebt, Bus- und Straßenbahnfahrer.
Der Hausmeister mag es zum Beispiel gar nicht, wenn er gebraucht wird. Schon gar nicht mehrmals in der Woche. Und dann auch noch von ein und derselben Person. Dann muss man halt mal drei Tage kalt duschen und auf Strom verzichten, das haben die Leute nach dem Krieg doch auch geschafft...
Der Gerichtsvollzieher dagegen hat eigentlich gar nichts gegen seinen Job, nur die ganzen aufgebrachten Leute gehen einem irgendwann gehörig auf die Nerven. Deshalb gibt in der Ausbildung eine Trainingswoche in der Reklamationsabteilung von IKEA. Dort werden die herngehenden Berufsarschlöcher gezielt abgestumpft, so dass ihnen das ausüben des Berufs nicht zu einer zu großen Qual wird.
Wer es aber als ehemaliges Arschlochkind wirklich zu etwas bringen will, der wird Bus- und Bahnfahrer. Was für ein Genuss es für diese Menschen sein muss, wenn die Leute voller Hoffnung auf den Bus oder die Bahn zustürmen und dann quasi im Moment der größten Erleichterung über das Erreichen der Bahn jäh wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeworfen werden, wenn der Fahrer vor ihrer Nase und breit grinsend wegfährt.
Das Meisterstück eines jeden Arschloch-Bus-und-Bahnfahrers ist es allerdings, wenn er es schafft früher als nötig an einer Haltestelle zu sein und es den nachkommenden, eigentlich immer noch pünktlichen Fahrgästen unmöglich macht, in den Bus einzusteigen. Was für ein selbstzufriedenes Arschloch man doch sein muss um bei sowas noch nicht einmal ansatzweise so etwas wie ein schlechtes Gewissen zu haben.


P.S.: Eigene Erfahrungen des Autors könnten evtl. zu dieser doch recht subjektiven Ansicht geführt haben.

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Freitag, 12. Dezember 2008
Straßenbahn-Zombies
Wer desöfteren besonders zu morgendlichen Stoßzeiten mit dem ÖPNV unterwegs ist, der kennt das: Lethargisch vor sich hinguckengende Menschendarsteller hieven sich Haltestelle für Haltestelle in das Gefährt. Allerdings scheint es so, dass besonders der Akt des in die Straßenbahneinsteigens einen ungeheuren Energieeinsatz verlangt. Wie sonst ist es zu erklären, dass diese Masse von minderjährigen Lehrerquälern nicht in der Lage ist, auch nur einen weiteren Schritt zu machen, sobald sie sich innerhalb der Straßenbahn befindet?
Aus irgendeinem Grund sendet der rudimentäre Resthirnbrei anscheinend keine motorischen Signale mehr an die Beine, sobald er registriert, dass sich die nach außen hin menschlich wirkende Hülle innerhalb eines Vehikels befindet.
Komischerweise sind andere Körperfunktionen im Gegensatz dazu höchst aktiv. Zum Beispiel diejenigen, die dafür sorgen, dass Bushido aus dem Handy den Näheren Umkreis mit seinen lyrischen Ergüssen beglückt...
Solange der geneigte Betrachter sich an diesen Luftverbrauchern vorbeiwinden und eine für die Fahrt geeignete Stehfläche außerhalb des Türbereiches erobern kann, braucht ihn das höchstens peripher zu tangieren (abhängig von dem jeweiligen Zeitdruck). Dann kann man nämlich mit interessierter Neugier beobachten, wie sich diese leblose Masse Mensch immer weiter verdichtet. An den Rändern trifft man von Zeit zu Zeit sogar auf einen Anflug von Menschenverstand, wenn sich einzelne Objekte zwei Schritte weiter in den Straßenbahninnenraum bewegen.
Allerdings blebien diese dann auch wieder sofort stehen, was mich an meine Eingangsthese mit dem ungeheuren Energieverbrauch erinnert.
Dieser scheint so groß zu sein, dass das Gehirn tatsächlich alle Resourcen auf das nötigste Bündeln muss. Da fällt dann Denkvermögen oder Reizübertragung an die Beinmuskulatur auch schonmal hinten raus...
Stellt sich die Frage: Was tun, wenn ich selbst einmal in so einem Pulk feststecke, weil er schon existierte, bevor ich eingestiegen bin?
Nun ja, sprechenden Menschen kann geholfen werden...
Eine Aufforderung, doch bitte einmal ein paar Schritte in den Gang zu machen bewirkt wahre Wunder. Diese basieren auf zwei möglichen Reaktionen.
1. Man wird angesehen wie der Messias höchstpersönlich. Nicht nur, dass es jemand wagt zu einer Zeit die Stimme zu erheben, zu der der Rest noch nicht mal in der Lage ist, einen klaren Gedanken zu fassen, nein, es wird auch noch ein sinnvoller Vorschlag gemacht.
2. Man wird erstmal mit einem emotionlosen, leeren Blick angeschaut (so ca. 5 Sekunden). In dieser Phase verarbeitet die Gehirnprothese die Riesenmenge an Informationen, die gerade auf sie eingeprasselt sind ("Könnt ihr mal ein bisschen weiter durchgehen?").
Dann folgt die Realisierungsphase, in der dem Subjekt klar wird, dass diese Aufforderung an ihn gewandt war. Mit einiger Verzögerung wird zudem erkannt, dass damit auch noch eine Bewegung verbunden ist.
Zum Glück geht der "Denkprozess" meist nicht großartig darüber hinaus. Es wird kurz ein Unmut-ausdrückender Laut bezüglich der anstehenden Bewegung von sich gegeben und dann setzt sich die wabernde Masse langsam aber unsicher in Bewegung, so dass zumindest auch der letzte sich noch hinter die Lichtschranke quetschen kann.
Und an der nächsten Haltestelle geht das Spiel dann von vorne los...

Es drängt sich die Frage auf, warum dies nun so ist.
Ich vermute, es ist die uns Menschen innewohnende, allgegenwärtige Angst, nicht rechtzeitig zur Türe zu gelangen und den Ausstieg zu verpassen. Jeder versucht, so nah wie möglich am sicheren Ausstieg zu bleiben, damit auch ja nichts schiefgeht.
Dumm nur, wenn dadurch eine undurchdringliche Masse gebildet wird, die genau das Gegenteil bewirkt. Zumal min. 75% der Leute an ein und derselben Haltestelle wieder aussteigen und die Angst damit beim Großteil somit unbegründet ist. Beim Rest wiederum wird sie dadurch sogar noch noch verstärkt, was die Situation nicht gerade entspannt.

Ein Teufelskreis...

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Sonntag, 15. Juni 2008
Emo-Punk-Goth-Manga-Kinder
Da geht man mal nichtsahnend mit seinen Eltern zum Japan Tag in Düsseldorf, weil man sich denkt, "Guckse ma, was das damit auf sich hat und abends schön Feuerwerk" und was mussen meine geschundenen Augen erblicken? Nicht etwa einen Haufen Menschen, der sich von japanischen Sperenzchen belustigen lässt (okay, doch, das war auch da, das war aber nicht der prägende Eindruck), sondern Unmengen von (Vorsicht, keine Lehrmeinung sondern tiefste Subjektivität) "Menschen" zwischen 15 und 25 in Mangaverkleidung.
Das alleine kann ich ja so gerade noch mit Japan (Tag) in Verbindung bringen, aber warum sich dann diese Masse von Emo-Punk-Goth-Wesen darunter gemischt hat, bleibt meiner Wenigkeit bis auf weiteres verschlossen. Da laufen diese Typen mit ihren schwarzen Haaren, Mänteln, Schminke, Frisuren und ich will nicht wissen was sonst noch rum und erfreuen sich ihres Lebens! Verdammt, hammse doch glatt mein schön zurecht gezimmertes Klischeebild zerstört!
Aber zum Glück sind diese Typen immer noch so "anders", dass man genüsslich People Watching im Straßencafé praktizieren konnte. So traf man immer wieder auf komische, teilweise "rubenshafte" Emo-Punk-Goth-Manga-Kinder, die mit Schildern in der Hand rumliefen, auf denen stand "Hug Me" oder wahlweise "Free Hug", wo man sich eigentlich nur dachte "Guck doch mal in den Spiegel und dann denk dir meine Antwort". Sinnigerweise wurden die dann auch nur von ihresgleichen umarmt, was dann mit einem freudigen "Ich bin gehuggt worden" quittiert wurde...
Jedem Tierchen sein Plaisierchen...
Dabei muss ich sagen, dass manche Kostüme gar nicht mal schlecht waren und bestimmt viel Mühe/Geld gekostet haben. Das war aber leider meistens die Ausnahme. Der Großteil waren wirklich vereinzelte Grüppchen EPGMK, die sich ausnahmsweise mal ein wenig mehr Schminke ins Gesicht gepackt hatten als sonst und für diesen Tag dachten, mal nicht aufzufallen... Selbst schuld...
Aber da ich ja ein doch eher zur Toleranz geneigter Mensch bin (doch, wirklich!!!) hab ich das ganze Schauspiel mit Belustigung hingenommen. Und das Feuerwerk am Abend wars allemal wert...

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Montag, 5. Mai 2008
Voll Stark
Ich weiß zwar nicht wieso, aber im Moment regt es mich irgendwie auf, wenn von "starken" Menschen die Rede ist, man aber eigentlich meint, dass sie dick sind (oder zumindest oberhab des Normalgewichtes liegen). In Katalogen, Werbung und so weiter... Im Englischen "wunderbar" auf den Punkt gebracht durch Mikas "Big Girls" oder wie das heißt. Will man deren Gefühle nicht verletzen oder sich bei denen einschleimen? Bloß nicht bewusst machen, dass sie eventuell was falsch machen? Nur nicht falsch verstehen, ich habe selbst deutliches Übergewicht und weil ich das weiß, kann ich auch damit leben, wenn mir jemand sagt, dass ich dick bin.
Da braucht mir keiner damit zu kommen ich wäre ein "starker" Kerl... Zumal ich mir dann eh denke, dass man mir durch die Blume sagen will, dass ich Übergewicht habe.
Naja, vielleicht bin ich ja ne Ausnahme und eigentlich isses das Thema auch nicht wirklich wert, großartiges Bohei drum zu machen. Deswegen mach ich jetzt auch schon wieder Schluss

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